Peter Hübner Deutsche Mythologie DieTradition unseres Montags Seite 9 | |||||
Unsere alte demokratische Tradition
der kosmischen Orientierung Doch vermag uns die Vermeidung unserer Bewußt- losigkeit durch die Aufrechterhaltung unseres Existenzbewußtseins noch einen ganz anderen grundlegenden Vorteil zu liefern: Erst ein unge- trübtes eigenes Existenzbewußtsein verleiht uns ein allgemeines persönliches Orientierungs- vermögen welches wir nämlich von Geburt aus ganz und gar nicht haben. Von Geburt aus kennen wir nur unsere drei bekannten Bewußtseinszustände: das Wachen, das Träumen und den Tiefschlaf. Der Tiefschlaf bricht immer eine abgrundtiefe Kluft in unser allgemeines Erkenntnisvermögen. Denn dadurch, daß wir im Tiefschlaf unser Existenzbewußtsein vollständig verlieren, können wir bei unserem Erwachen nicht mit völliger Sicherheit sagen, ob wir nun gerade träumen oder wach sind. So manches Mal passiert es uns deshalb, daß wir meinen, wir seien wach und stellen dann kurz darauf fest, daß wir doch gerade geträumt haben. Und wer hat nicht auch schon erlebt, daß er im Wachbewußtsein zu träumen glaubte? Unser Tiefschlaf raubt uns die Möglichkeit, eindeutig festzustellen, ob wir nun wach sind oder träumen denn er verwischt die Spuren unserer Erfahrung zwischen unserem Wachbewußtsein und unserem Traumbewußtsein; beim Übergang unse- res Wachbewußtseins in unser Traumbewußtsein sowie im umgekehrten Falle: beim Übergang unseres Traumbewußtseins in unser Wachbewußt- sein verlieren wir unsere Besinnung. Folglich können wir nach dem erneuten Erwachen nicht mit Sicherheit sagen, in welchem Bewußtseinszustand wir uns nun befinden ob wir nun gerade träumen oder wach sind. Ein Ausschalten unseres Tiefschlafs würde die dunkle Kluft jener inneren Umnachtung zwischen unserem Wachbewußtsein und unserem Traum-bewußtsein schließen. Da wir nun aber unseren Tiefschlaf offensichtlich weder durch unser Wachbewußtsein noch durch unser Traumbewußtsein ausschalten können, müssen wir deshalb hierzu die Bildung eines wei-teren Bewußtseinszustandes in Betracht ziehen, welcher unseren Tiefschlaf ersetzen kann. Denn die Lücke unseres Tiefschlafs müssen wir ja füllen. Untersuchen wir nun unseren Tiefschlaf etwas genauer, dann stellen wir fest, daß er von den- jenigen Naturgesetzen beherrscht wird, welche in unserer menschlichen Natur unseren Geist und unsere Sinne zügeln. Sobald wir in den Zustand einer größeren neurophysiologischen Ruhe und Entspanntheit verfallen was aus Gründen der Regenerierung von Zeit zu Zeit unumgänglich ist und deshalb ganz automatisch geschieht , ebnen sich auch unsere Gedankenwellen: unsere Geistesoberfläche ver- feinert deren Struktur, und in unserem ganzen geistigen Erleben tritt eine größere Stille ein. Diese Verminderung unserer geistigen Aktivität ist das natürliche Produkt der Aktivitätsvermin- derung in unserer Neurophysiologie während unseres Entspannungsvorganges. Wenn nun die Oberflächenstruktur unseres Gei- stes feiner wird, dann geschieht es, daß unsere Sinne von irgendeinem Feinheitsgrad unserer Gedankenstrukturen an nichts mehr wahrnehmen daß sie ihre Dienste verweigern, weil sie auf solch feine Wahrnehmung nicht vorbereitet sind da ihnen die hierzu notwendige Übung einfach fehlt. Und mit der Wahrnehmungslosigkeit unserer inneren Sinne besser gesagt: mit deren Wahr-nehmungsunfähigkeit hört auch unser inner-menschliches Erleben auf, und wir verfallen in den Zustand geistiger Umnachtung; ja wir verlieren dabei sogar unser Existenzbewußtsein. Solange wir nur unseren Tiefschlaf, unser Traum-bewußtsein und unser Wachbewußtsein kennen und solange sich unser Wachen und Träumen noch auf unseren Tiefschlaf begründen und aus diesem hervorgehen wie aus einer tiefen dunklen Nacht , bilden wir uns sogar in unserem Wachbewußtsein noch ein, wir handelten als wirklich klar Erkennende. Doch in Wirklichkeit erkennen wir nicht mehr, als der Wanderer in einer blitzdurchzuckten tiefdunk-len Nacht auch erkennt: wir erkennen die Welt nur bruchstückhaft nur immer so lange, wie gerade unser Wachbewußtsein oder unser Traum- bewußtsein anhält , und wir haben nie und nimmer einen ununterbrochenen Eindruck von den Ge- schehnissen der Welt. Dennoch bilden wir Wachbewußtenuns ein, daß wir uns in dieser so lückenhaft von uns wahrge- nommenen Welt gut auskennen. Diese Einbildung begründet sich jedoch nur da-rauf, daß wir es nie besser kennengelernt haben, denn von Geburt aus sind wir zu einer wirklich kontinuierlichen Wahrnehmung erst einmal gar nicht ausgebildet und somit ungeübt. |
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