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Blind Chicken Award
       
           
 

Der Blind Chicken Award (deutsch: „Auszeichnung – Blindes Huhn“ – nach der allbekannten uralten Binsen-Wahrheit: ein blindes Huhn findet auch einmal ein Korn) ist eine hohe Auszeichnung für eine nied-rige Leistung auf den Gebieten Kultur, Wirtschaft, Politik.

Wenn der Blind Chicken Award auch wegen mangelnder Leistung in den Bereichen Kultur, Wirtschaft und Politik verliehen wird, so soll er aber gleichzeitig hohe Anerkennung ausstrahlen und Ausdruck sein für eine erfolgreiche Täuschung und Heuchelei auf seiten der Ausgezeichneten – bis hin zum Selbstbetrug.

Denn zweifellos sind die Täuschung, die Heuchelei, die Lüge und der Betrug nicht selten hervorragende Mittel für die Bewältigung einer glänzenden Karriere – besonders auch in den drei genannten Bereichen Kultur, Wirtschaft und Politik.

Insofern kann der Blind Chicken Award nicht an jemanden ver-geben werden, der auf einem der drei genannten Gebiete einfach nur erfolglos ist, sondern die auszuzeichnende Persönlichkeit muß schon die hohe Leistung erbringen, seine allernächste bis weiteste Umgebung und nicht zuletzt gar die ganze Welt und da speziell die Fachwelt über seine tatsächliche Leistung getäuscht zu haben.

 

Auszeichnung mit
Anerkennungs-Charakter

Der Blind Chicken Award ist also eine Auszeichnung mit Anerkennungs-Charakter und dürfte gerade auch in unserer heutigen Zeit, wo in den drei genannten Bereichen Kultur, Wirtschaft und Politik Heuchelei, Lüge und Betrug beinahe die Regel sind, entsprechend positiv bewertet werden.
Wer diese schlichte Wahrheit nicht so positiv zu sehen vermag, der lebt neben unserer Zeit und hat sich den tatsächlichen Verhältnissen des heutigen „Marktes“ nicht erfolgreich angepaßt – so das hohe Kuratorium, verantwortlich für die Vergabe des Blind Chicken Award, in einer ersten Veröffentlichung.

„Dann muß er diesen Mangel eben durch Humor ersetzen. Und wenn er auch diesen nicht aufbringt, dann sollte er eben nicht betrügen. Dann ist der Preis für ihn eine Inspiration, mit Heuchelei bzw. Lüge und Betrug Schluß zu machen und sich einem in der Öffentlichkeit weniger beachteten glanzloserem Leben zuzuwenden!“ Soweit die hohen Damen und Herren des Kuratoriums.

 

Ein Preis für Honoratioren

Der Blind Chicken Award ist somit ein hervorragender Preis für ausgesprochene unter ihresgleichen anerkannte Honoratioren. Man hat sich deshalb bei der Schaffung des Preises lange überlegt, ob man nicht nur Persönlichkeiten auszeichnen sollte, die es geschafft haben – wenn auch vielleicht mit eigener zusätzlicher Bezahlung bzw. Investitionen –, in entsprechender Weise als Honoratioren im Who is Who vertreten bzw. abgedruckt zu sein. (Mit Lichtbild selbstverständlich)

Das Erscheinen in einfachen Zeitungen sollte ursprünglich für den Blind Chicken Award nicht ausreichen.
Aber man ist dann von diesem Gedanken abgekommen, weil man sich über die Bewertung, was nun besser sei – die Präsenz in der Tagespresse oder im
Who is Who –, im verantwortlichen Kuratorium nicht abschließend einig werden konnte.

Das erschwert dann aber auch für die Ausschüsse und Gremien deren Suche und die Bestimmung des Auszuzeichnenden – und wir sagen hier sehr bewußt: des Auszuzeichnenden im Unterschied zu der Auszuzeichnenden – weil man in der Jury davon ausgeht, daß es sich in den drei genannten Bereichen Kultur, Wirtschaft und Politik bei den Auszuzeichnenden vor allem um männliche Honoratioren handeln dürfte, die im Rahmen ihrer glänzenden Karriere lügen, betrügen sowie heucheln und täuschen, während die Frauen sich bei der Täuschung mehr auf das Zurechtmachen vor dem Spiegel und die Kleidung beschränken – jene Frauen ausgenommen, die als ausgesprochene „Karriere-Frauen“ in den drei genannten Bereichen Kultur, Wirtschaft und Politik doch eher den Männern zuzurechnen sind, was dann aber auch vor einer ernsten In-Betrachtziehung für eine Preisvergabe durch eine hormonelle Untersuchung gestützt werden müßte.

 

Besondere Würdigung

Besondere Würdigung sollen bei der Verleihung des Blind Chicken Award – sozusagen die Sahne auf dem Kuchen – der Selbstbetrug und die Selbsttäuschung finden, wenn beides glaubhaft und überzeugend vom Auszuzeichnenden dargestellt werden konnte.
In einem solchen Falle ist der
Blind Chicken Award dann mit Fug und Recht würdig vergeben worden.

Aber für diese vollkommene Konstellation bedarf es neben der Würdigung des heuchlerischen und betrügerischen Talents für den Auszuzeichnenden auch besonders günstiger äußerer Umstände, die dann bei der Preis-Vergabe durch die Jury deutlich gemacht werden müssen – so das Kuratorium, verantwortlich für die Vergabe des Blind Chicken Award, in seiner ersten Veröffentlichung.

„Wem hier auch nur der leiseste Anflug einer Verunglimpfung in den Sinn kommt,“ – so das Kuratorium – „der hat die heutigen Grundsätze von Kultur, Wirtschaft und Politik nicht verstanden und ordnet sich damit selbst im völlig unattraktiven Bereich der Schmuddel-Presse ein!“

Bei dem Auszuzeichnenden muß es sich also gewissermaßen idealerweise um einen versteckten Playboy handeln – aber selbstverständlich: ohne, daß es auch nur irgend jemand merkt.
Der Auszuzeichnende muß wohl das Leben eines nichtsnutzigen Playboys führen – deshalb darf er auch keine Leistung in den genannten Bereichen erbringen – aber er soll dabei keineswegs wie ein Playboy wirken, ja er muß sich sogar gewohnheitsgemäß öffentlich in seinem ganzen äußeren Auftreten und Erscheinungsbild sowie mit großen Worten überzeugend vom Leben eines Playboys, für den sich die Schmuddelpresse interessiert, distanzieren.

 

Überraschung ist Trumpf

Insofern muß die Auszeichnung eine absolute Überraschung sein – für die Öffentlichkeit, indem nämlich dann der Beweis erbracht würde, daß der mit dem Blind Chicken Award Ausgezeichnete die Öffentlichkeit und besonders die Fachwelt erfolgreich zu täuschen verstanden hat.
Und die Überraschung beim Ausgezeichneten selber würde unter Beweis stellen, daß er es sogar verstanden hat, sich selbst zu belügen und zu betrügen und sich selbst etwas vorzumachen.

Wie gesagt – es geht hier nicht um den sogenannten gewöhnlichen, ordinären oder auch „echten“ wirtschaftlichen, politischen oder kulturellen Betrug, um welchen sich Anwälte bei Gericht streiten – sondern, es handelt sich hier um eine höhere Qualität des Betrugs, die sich weit über jenen profanen, unintelligenten Betrug erhebt, um welchen sich die Gerichte bemühen müssen:
Es geht um den Klasse-Betrug – deshalb die Auszeichnung mit dem
Blind Chicken Award.

Im kleinen wäre vielleicht allenfalls noch eine einzige Art von Betrug vergleichbar – meine ich – das ist der des Heiratschwindlers.
Und auch jener vorher genannte Playboy käme, wenn ich das alles richtig verstanden habe, in seiner reinen Form nie für den hohen
Blind Chicken Award in Frage. „Dieser ist bekanntlich zu dumm und zu ehrlich und gibt die Nichtsnutzigkeit seines Lebens und die Verhältnisse seines unwichtigen Daseins offen zu“ – so das Kuratorium, verantwortlich für die Vergabe des Blind Chicken Award, auf meine diesbezügliche Frage in der Sache.

Der Preisträger für den Blind Chicken Award soll noch vor dem Erscheinen der 2. Ausgabe des HESSISCHEN LANDBOTEN ermittelt sein, so daß wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, dann vielleicht schon den Namen des mit dem hohen internationalen Preis Geehrten mitteilen können. Aber dies sei nur möglich, wenn zu diesem Zeitpunkt auch schon die vorher ausgesprochene Begründung vorliege – ließ uns das Kuratorium wissen.

Nun sind wir mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, gespannt, wer der erste Gewinner des Blind Chicken Award ist.

Ihr HESSISCHER LANDBOTE

       
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  Veröffentlichung mit freundlicher Genhemigung von AAR EDITION
© DER HESSISCHE LANDBOTE 2001
       

 

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