Gegründet 1834 von Georg Büchner Erste Neuausgabe
DER HESSISCHE LANDBOTE
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Brief der
DEUTSCHEN KULTURSTIFTUNG
an den
RAT DER EVANGELISCHEN KIRCHE
DEUTSCHLANDS


12. August 1986

Betr.: Die politische Auseinandersetzung über eine eventuelle Änderung des Asylrechts im Grundgesetz sowie Ihre öffentliche Stellungnahme hierzu

Zitat ZDF Heute-Nachrichten vom
Montag, 28. Juli 1986:

„Gegen eine Änderung des Asylrechts im Grundgesetz hat sich die Evangelische Kirche gewandt. Der Rat der EKD erklärte, das Asylrecht sei Bestandteil des obersten Gebots der Verfassung, die Menschenwürde zu schützen.“

Bezug: Unsere diversen Fernschreiben und Schreiben der letzten Jahre an Sie betreffend Ihre wiederholte gezielte, organisierte Verletzung von in unserer bundesdeutschen Verfassung verankerten Grundmenschenrechten (sehen Sie hierzu auch die Anlage)

„Dienen muß der faltenreiche
Kirchenmantel hundert Zwecken:
Ehrsucht, Habsucht, Machtgelüste,
Haß und Rache muß er decken.“
        Fr. W. Weber

 

Sehr geehrte Herren!

Ihr verbales öffentliches Engagement in Sachen Menschenwürde haben wir mit Betroffenheit zur Kenntnis genommen.

Eine Organisation wie die Ihre, die wohl selbst permanent und auch nach wiederholter Beschwerde, Ermahnung und ausführlicher Stellungnahme unsererseits konsequent in unserer Verfassung verankerte Grundmenschenrechte gezielt und vorsätzlich verletzt und mit Steuergeldern spezielle Organisationen unter vielfältigen Namen aufbaut, um gerade diese Verletzungen von im Grundgesetz garantierten Grundmenschenrechten erfolgreicher gegenüber vermeintlichen weltanschaulichen Minderheiten betreiben zu können, dürfte wohl kaum geeignet sein, sich verbal öffentlich gegenüber anderen für die Achtung der Grundmenschenrechte und für den Schutz der Menschenwürde – so wie sie in unserer Verfassung verankert sind – zu verwenden.

Bis heute haben Sie keinerlei Anstalten gemacht, dort, wo Sie durch die von uns dokumentierte Verletzung von Grundmenschenrechten Schaden angerichtet haben, Wiedergutmachung zu leisten, und sind jedem klärenden Gespräch aus dem Wege gegangen.

Deshalb sollten Sie sich auch rechtschaffener- und gerechterweise, wenn es in der öffentlichen Diskussion um die Menschenwürde geht, aufgrund Ihrer eigenen zu großen Angriffsflächen beziehungsweise Sündhaftigkeit und Schuld in dieser Sache in sinnvolles Schweigen beziehungsweise Buße hüllen, also in das Ihnen angemessene stille Gebet – oder aber in Ihrer Tätigkeit die Menschenwürde, so wie sie in der von Ihnen zitierten Verfassung verankert ist, in der Praxis selbst achten und respektieren.

In Erwartung Ihrer sittlichen Besserung verbleiben wir weiterhin

DEUTSCHE KULTURSTIFTUNG
Abteilung für Kooperation mit Kirchen/Sekten

Anlage:
Auszug aus unserem Fernschreiben No. 2902/1 an Sie vom 5.11.84

P.S.: Der Ordnung halber möchten wir feststellen, daß dies keine Stellungnahme unsererseits zum Asylantenproblem ist.

Kopie an diverse Organisationen und Persönlichkeiten des öffentlichen und privaten Lebens


Auszug aus der Dokumentation "Preis der Freiheit" – Die Geschichte der Deutschen Kulturstiftung. von Peter Hübner

         
                                   
           
                                                                                                            
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  Veröffentlichung mit freundlicher Genhemigung von AAR EDITION
© DER HESSISCHE LANDBOTE 2001
       

 

 
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