Gegründet 1834 von Georg Büchner Erste Neuausgabe
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Brief der
DEUTSCHEN KULTURSTIFTUNG

an die
EVANGELISCHE ZENTRALSTELLE
FÜR WELTANSCHAUUNGSFRAGEN


21. Juni 1984

An die
Evangelische Zentralstelle
für Weltanschauungsfragen
Hölderlinplatz 2 A

7000 Stuttgart 1


„Wie kommt Spinat aufs Dach?“
                           Sprichwörtlich


Sehr geehrte Damen und Herren!

In unserem Schreiben vom 15. Mai 1984 teilten wir Ihnen mit, daß Sie offenbar in mindestens einer Pressemitteilung über die DEUTSCHE KULTURSTIFTUNG spezielle Informationen verbreitet haben sollen.

Wir entnahmen diese Information einer Veröffentlichung des Flensburger Tageblatts und möchten es hiermit zitieren:

„Darauf machte jetzt die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in ihrem ,Materialdienst‘ und einer in Stuttgart veröffentlichten Erklärung aufmerksam. Die Zentral-stelle verweist auf entsprechende Aktivitäten der in Heidelberg ansässigen ,Deutschen Kulturstiftung‘ ... Nach Auffassung der Evangelischen Zentralstelle ... Der Leiter der Zentralstelle, Pfarrer Reinhart Hummel, meint ... Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen sieht in der in einer Broschüre vorgelegten Begründung der ,Deutschen Kulturstiftung‘ ... Von der Bundesregierung fordert die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen ... der ,Deutschen Kulturstiftung“ ‘ ... usw. (Zitatende)

In Ihrem Antwortschreiben vom 17. Mai 1984 teilen Sie uns mit, daß Sie keine Informationen über die DEUTSCHE KULTURSTIFTUNG gespeichert haben und daß Sie nicht so modern ausgestattet seien wie andere Einrichtungen.

Nun haben wir Sie nicht nach der Ausstattung Ihrer Zentralstelle für Weltanschauungsfragen gefragt, sondern nach denjenigen Informationen, welche Sie in allgemeinen Pressemitteilungen über uns veröffentlichen.

Wenn Sie uns nun mitteilen, daß Sie über uns keine Informationen besitzen, und wenn wir dann aber gleichzeitig feststellen müssen, daß Sie Informationen über uns verbreiten – und wenn wir einmal davon ausgehen, daß niemand Informationen verbreiten kann, die er nicht hat –, so können wir aus Ihrem Antwortbrief nur noch schließen, daß das Flensburger Tageblatt die Unwahrheit sagt, indem es sich auf eine Information von Ihnen beruft.

Oder sollten wir etwa annehmen, daß Sie lügen – der Sie doch anhand der Unterschrift des Briefes offenbar jener besagte Pfarrer Hummel sind, von welchem in der Zeitung als dem „Informanten der Evangelischen Zentralstelle für Weltan- schauungsfragen“ die Rede ist?

Sollten wir aufgrund weiterer Untersuchungen feststellen, daß wir Sie mit Recht der Lüge bezichtigen können, daß Sie also entgegen Ihrem Schreiben vom 17. Mai 1984 doch Informationen über uns (in Ihrem Gehirn, auf dem Papier oder in einem Computer) gespeichert haben und diese geflissentlich verbreiten, ohne uns die Möglichkeit einer korrekten Stellungnahme einzuräumen – indem Sie uns gegenüber solche Informationen Ihrerseits verleugnen, dann stehen Sie – nach dem alten Sprichwort: Lügen haben kurze Beine – auf sehr kurzen Beinen.

Darüber hinaus möchten wir – in dem Fall, daß der in der Zeitung zitierte Text von Ihnen stammt – Sie auch noch ergänzend darauf aufmerksam machen, daß Sie als Pfarrer gegen eines Ihrer zehn Gebote verstoßen, nämlich gegen das Gebot:

„Du sollst kein falsch Zeugnis reden
wider Deinen Nächsten.“
                        2. Mos., 20,16 vgl. Matthäus 19,18


Doch dann müssen wir weiter folgern:

„Viele, die die schändlichsten Dinge tun,
führen die trefflichsten Reden.“
                        Demokrit

Darüber hinaus würden wir uns in einem solchen Fall verpflichtet sehen, Ihnen und Ihrer Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen gegenüber folgendes Zitat zur Anwendung zu bringen:

„Überhaupt ist alles,
was man Wohlanständigkeit nennt,
von derselben Art,
nämlich nichts
als schöner Schein.“
                        Kant

Und nun soll im Rahmen der ökumenischen Welle auch noch der Koran zu Wort kommen:

„Spricht man zu ihnen:
,Stiftet nicht Verderben auf der Erde!‘
So sprechen sie:
,Wir sind ja die Rechtschaffenen.‘ “
                        Koran

Darüber hinaus sollten Sie auch einmal überprüfen, ob Sie mit Ihrer Haltung in dieser Sache nicht auch noch gegen das Datenschutzgesetz verstoßen.

Und so erlauben wir uns deshalb, auch ganz ohne Lug und Trug zu schließen:

„Das Reich Gottes
wird von Euch genommen werden
und den Heiden gegeben werden,
die seine Früchte bringen.“
                        Matthäus 21 Vers 42
                    Jesus zu den Hohenpriestern
                    und Kirchenältesten

Kopie an:
Presse, Fernsehen, Rundfunk, Bischöfe


Auszug aus der Dokumentation "Preis der Freiheit" – Die Geschichte der Deutschen Kulturstiftung. von Peter Hübner

         
                                   
           
                   
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  Veröffentlichung mit freundlicher Genhemigung von AAR EDITION
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