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  Peter Hübner‘s Märchenstunde – Das Fliegende Schiff                                                Seite 6      
 
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Unter derlei Überlegungen erreichte Heinrich endlich wieder das vertraute Elternhaus, begrüßte seine Eltern sowie die Brüder und sagte, er tauge zu dieser Aufgabe nicht; möge es doch der nächste versuchen, für ihn sei die Sache klar und erledigt.

Sollte der Vater jedoch darauf bestehen, daß er wieder ausziehe, so würde er dies selbstverständlich tun, aber der Vater habe ihnen ja offengelassen, zurückzukehren, wenn sie merkten, daß der Plan nicht gelinge.

Mit einem Schmunzeln vernahm der Müller den Entschluß des ältesten Sohnes, schloß ihn in seine Arme und begrüßte ihn wieder bei der Arbeit.

So verabschiedete sich nun der zweite Sohn Karl und machte sich auf den Weg; die Flasche mit dem Wasser hatte er sich an die Seite gehängt; das Brot, welches er für die Reise benötigte, trug er im Rucksack auf seinem Rücken.

Als er bereits eine ganze Weile zügig dahingeschritten war, da traf der Müllerssohn einen alten Mann, der ihm auf dem engen Waldweg entgegengehumpelt kam.

Wie ein Bettler wirkte dieser Mann; und beim Gehen stützte er sich auch noch auf einen ganz krummen, völlig knorrigen Stecken, als wollte er sein Vorwärtskommen damit noch schwieriger machen.

So, als hätte er unendlich viel Zeit, blieb der Alte jetzt am schmalen Wegesrand stehen; und während er sich gegen eine alte Eiche stützte, machte er Karl Platz zum Vorbeigehen.

Als der Müllerssohn sich geschäftig an ihm vorbeizwängte, den Alten grüßte und dieser den Gruß erwiderte, da fragte der Bettler ihn um etwas Brot zum Essen.

Karl war sich darüber im klaren, daß er gerade nur soviel dabeihatte, wie er selbst für seinen Weg zum Hofe des Zaren benötigte.

Da er nun schon seine wichtige Aufgabe im Geschäft der Mühle im Stich gelassen hatte, da wollte er sich nicht darauf einlassen, den Erfolg seiner Reise zu gefährden und eventuell das gesteckte Ziel nicht zu erreichen; denn sonst hätte er ja wahrlich direkt zu Hause bleiben können.

Auch wußte er nicht einmal, wie lange er noch mit der Beschaffung des Schiffes beschäftigt wäre. So ein Schiff wurde ja nicht überall angeboten.

Es würde bestimmt nicht einfach sein, ein solches Schiff ausfindig zu machen und dann auch noch zu erwerben.

Das alles ging Karl in Sekundenschnelle durch den Sinn. Er konnte es sich keinesfalls erlauben, sich mit irgend etwas aufzuhalten, was das Erreichen des Zieles hinauszögern könnte; der Bruder hatte ohnehin schon zuviel der kostbaren Zeit verwandt, und der Termin, bis zu welchem die Aufgabe gelöst sein mußte, rückte auch nur immer näher.

Und so verweigerte Karl kurzerhand die Hilfe, wandte sich nach dem Gruß von dem Bettler fort und zog, ohne unnötig Zeit zu verlieren, weiter seines Weges.

Doch nun fragte ihn der Bettler auch noch neugierig, was er denn so Wichtiges vorhabe; und während Karl schnell weitereilte, antwortete er dem Alten etwas unwillig, er müsse sich dringend ein fliegendes Schiff besorgen, um damit beim Zaren zu erscheinen und die Zarenherrschaft anzutreten; außerdem wolle er dessen reiche, angesehene Tochter heiraten.

„Das werdet Ihr wohl bleiben lassen“, antwortete der Alte und ging seines Weges.

 
     
                                         
           
                                                                                                                    
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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© DER HESSISCHE LANDBOTE 2001
       

 

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