Gegründet 1834 von Georg Büchner
5. Neuausgabe








DER HESSISCHE LANDBOTE
DIE HESSISCHE WAHRHEIT OHNE GRENZEN  •  TRADITIONSBEWUSST
Unter der Schirmherrschaft der Deutschen Kulturstiftung
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Seite 319
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PETER HÜBNER • PREIS DER FREIHEIT – DAS PROGRAMMIERTE VIERTE REICH
Die antidemokratische politische Praxis in Deutschland
Teil 3   •   VERTRETER DES VOLKES – Die Goldene Partei Deutschlands
R ü c k b l i c k
Die Diktatur schlägt zurück
Nach­dem wir al­so als Ju­gend­or­ga­ni­sa­tion auf al­len Ver­wal­tungs­ebe­nen se­pa­rat ge­grün­det wa­ren und im gan­zen Bun­des­ge­biet ein­schließ­lich West-Ber­lin auf den ver­schie­de­nen Ebe­nen über ei­ge­ne Ver­bän­de und vie­le Mit­glie­der ver­füg­ten,

und nach­dem wir in vie­len ei­ge­nen In­sti­tu­ten an Tau­sen­den von Per­so­nen in ent­spre­chend vie­len Tests den Nach­weis über die Wirk­sam­keit un­se­rer Pro­gram­me in der frei­en Ge­wis­sens- und Wil­lens­bil­dung er­bracht hat­ten,

und nach­dem wir dar­über hin­aus auch noch nach­ge­wie­sen hat­ten, daß der Bür­ger als Kurs­teil­neh­mer – auch wenn er für die Pro­gramm­teil­nah­me je nach Al­ters- und Ein­kom­mens­grup­pe zwi­schen 50,- und 400,- DM zah­len muß­te – mit den Er­geb­nis­sen äu­ßerst zu­frie­den war und sehr wohl ge­merkt hat­te, daß er sich jetzt in sei­nem gan­zen Den­ken und Han­deln frei­er fühl­te: daß er im­mer mehr nur nach sei­nem ur­ei­ge­nen Ge­wis­sen und sei­nem frei­en Wil­len ent­schied,

und nach­dem wir dem Bür­ger ge­gen­über nach­zu­wei­sen ver­moch­ten, daß die füh­ren­den Per­sön­lich­kei­ten aus un­se­rer jun­gen Bun­des­re­pu­blik in den Be­rei­chen Po­li­tik, Wirt­schaft, Me­dien und Ju­stiz völ­lig ziel­los her­um­ru­der­ten und daß für den Bür­ger bis­lang nicht ein­mal ir­gend­ei­ne Mög­lich­keit be­stand, de­ren per­sön­li­che und amt­li­che bzw. or­ga­ni­sa­to­ri­sche Leis­tungs­fä­hig­keit nach ver­nünf­ti­gen Kri­te­rien wis­sen­schaft­lich ob­jek­tiv zu ve­ri­fi­zie­ren,

und nach­dem die bei­den bun­des­deut­schen öku­me­ni­schen Su­permäch­te der Kir­chen sich dar­über klar ge­wor­den wa­ren, daß wir ei­ner­seits fest ent­schlos­sen und dar­über hin­aus auch or­ga­ni­sa­to­risch in der La­ge wa­ren, die­sen Tat­be­stand ge­gen­über dem schlich­ten Bür­ger auf all­ge­mein­ver­ständ­li­che Art nach­zu­wei­sen,

da glaub­ten die ho­hen Amts- und Wür­den­trä­ger nur noch an das be­währ­te Prin­zip der ge­walt­tä­ti­gen Dik­ta­tur: uns durch viel­fäl­ti­ge amt­li­che Ge­set­zes­über­tre­tun­gen aus­zu­schal­ten –
und da­bei war es in der gan­zen Zeit der jun­gen Bun­des­re­pu­blik si­cher­lich das al­ler­ers­te Mal, daß man sich hier in öku­me­ni­scher Wei­se so rest­los ein­ig war:

Und das Fol­gen­de schil­dert die Ernst­haf­tig­keit ih­rer kla­ren und ein­deu­ti­gen Ent­schei­dung:

  1. gegen Demokratie,
  2. ge­gen freie Ge­wis­sens- und Wil­lens­bil­dung auf sei­ten des Bür­gers,
  3. ge­gen die Ver­wirk­li­chung der Grund­men­schen­rech­te beim Bür­ger,
  4. ge­gen die Men­schen­wür­de auf sei­ten des Bür­gers:
  5. ge­gen ei­nen all­ge­mei­nen bür­ger­li­chen De­mo­kra­ti­sie­rungs­pro­zeß:
  6. gegen den Trend der Zeit und
  7. gegen alle Vernunft:
  8. gegen jeden einzelnen Bürger,
  9. gegen die soziale Gemeinschaft,
  10. gegen die Ökologie,
  11. gegen die gesamte Natur:
  12. gegen sich selbst,
  13. gegen ihre Verwandten,
  14. gegen ihre Nachkommen.

Dies war das mo­der­ne „Ja“ un­se­rer Zeit auf die al­te Fra­ge je­nes gro­ßen Jesuiten Göbbels im Drit­ten Reich:
„Wollt ihr den to­ta­len Krieg?“

Und die Zu­nah­me an Kri­mi­na­li­tät, Dro­gen­miß­brauch, Krank­hei­ten, Selbst­mord, Kor­rup­ti­on, mi­li­tä­ri­scher Auf­rüs­tung, Um­welt­zer­stö­rung usw., usw. be­kun­den die­ses „Ja“ wie­der ge­nau­so un­be­stech­lich, wie schon zu­vor die to­ta­le Zer­stö­rung Deutsch­lands nach je­nem to­ta­len Krieg des Drit­ten Rei­ches.

Jetzt muß­ten sich die bei­den bun­des­deut­schen öku­me­ni­schen Su­permäch­te der Kir­chen ir­gend­ei­nen su­perhöl­li­schen Be­griff: ir­gend­ein all­be­kann­tes, fle­xi­bles, „öku­me­ni­sches“ Wort su­chen, in wel­ches sie sei­ne so furcht­ba­re Ent­wick­lung – wel­che ih­re je­wei­li­gen Ter­ri­to­rien in Po­li­tik, Wirt­schaft, Ju­stiz und Me­dien be­dräng­te – hin­einde­fi­nie­ren konn­ten.

Die­ses war dann auch schnell ge­fun­den: Kein Wort hat­te sich in der gan­zen Kir­chen­ge­schich­te zur Ver­fol­gung An­ders­den­ken­der bes­ser be­währt, als das schon vie­le Jahr­hun­der­te lang su­perer­hitz­te Reiz­wort: „Sek­te“.
Und et­was mo­der­ni­siert – den Schwie­rig­kei­ten zwi­schen den Ge­ne­ra­tio­nen et­was mehr an­ge­paßt – heißt es dann: „kri­mi­nel­le Ju­gend­sek­te“.

„Sek­te!“ Dies war ein alt­be­währ­tes höl­li­sches Reiz­wort – ganz, wie für den fa­na­ti­schen Pries­ter je­ne Wor­te „Schlüp­fer“ oder „Büsten­hal­ter“: her­vor­ra­gend ge­eig­net, öf­fent­li­chen Ab­scheu zu er­re­gen – be­son­ders, wenn man abar­tig lust­voll die ver­schie­de­nen höl­li­schen Qua­li­tä­ten sol­chen Sek­ten-Be­grif­fes auch noch im ein­zel­nen über die ei­ge­nen Me­dien vor al­ler Au­gen als die an­geb­lich „öf­fent­li­che Mei­nung“ her­aus­exor­zie­ren konn­te.

Den Hö­he­punkt die­ser höl­li­schen Brand­stif­tung der bei­den bun­des­deut­schen öku­me­ni­schen Su­permäch­te der Kir­chen soll­te dann das ge­ziel­te und groß­an­ge­leg­te, mit al­len Äm­tern und Wür­den ge­stütz­te, hoch auf­lo­dern­de Feu­er­werk ei­ner bun­des­weit und bis ins Aus­land sich aus­brei­ten­den Volks­ver­het­zung bil­den – wo­bei sich wert­vol­le In­spi­ra­tio­nen und Tech­ni­ken aus der Zeit des Mit­tel­al­ters und auch des Drit­ten Rei­ches mit de­ren Ju­den­ver­fol­gung ent­leh­nen lie­ßen.

Wenn die Öf­fent­lich­keit erst ein­mal ge­nü­gend über das un­lieb­sa­me Trei­ben die­ser Sek­te „auf­ge­klärt“ war, dann konn­te man auf die­ser Ba­sis leicht al­le wei­te­ren amt­li­chen, be­hörd­li­chen, ju­ris­ti­schen und po­li­zei­li­chen Schrit­te der Ent­mün­di­gung fol­gen las­sen.

Dies war ja ei­ne alt­be­währ­te Me­tho­de – in ihr brauch­ten ge­ra­de die­je­ni­gen, die schon im Drit­ten Reich gut mit­ge­mischt hat­ten, nicht erst aus­ge­bil­det zu wer­den.
Und da man nun schon ein­mal wie­der die Macht in Re­gie­rung, Wirt­schaft, Ju­stiz und bei den Me­dien in­ne­hat­te, da war es nach nor­ma­lem Er­mes­sen ei­gent­lich ei­ne ge­nau­so si­che­re Sa­che wie zur Zeit des Drit­ten Rei­ches mit den Ju­den oder den So­zi­a­lis­ten und Kom­mu­nis­ten – nur, daß man sich heu­te nicht so ohne wei­te­res ei­ne all­zu auf­fäl­li­ge groß­an­ge­leg­te öf­fent­li­che Mord­ak­tion er­lau­ben konn­te: dies wä­re den Bür­gern heu­te nicht mehr so ohne wei­te­res klar­zu­ma­chen ge­we­sen.










Mit freundlicher Genehmigung des HESSISCHEN LANBOTEN
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