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  Peter Hübner‘s Märchenstunde – Das Fliegende Schiff                                               Seite 4      
 
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So war auch Hans von seinem inneren Wesen her an der Gewinnung der Zarenherrschaft nicht interessiert; er wollte zuerst einmal herausfinden, in welchen Bahnen sich das Leben wirklich bewegte.
Deshalb senkte er den Blick zur Erde nieder und schwieg.

Der gütige Vater spürte die Gedankengänge seines Jüngsten und er- griff nun wieder das Wort. Er erklärte den Söhnen, daß sie sich um die Mühle keine Gedanken zu machen brauchten; ohnehin könne ja nur einer die Zarentochter heiraten und Zar werden, und für sein Haus wäre es eine große Ehre, wenn jemand aus seinem eigenen Geschlechte Herrscher über ein so großes Reich würde.

Außerdem könne – was die Mühle anbelange – jeder von ihnen alles von ihm erlernen, so wie er selbst das Handwerk von seinem Vater erlernt habe; und deshalb bestünden von ihm aus wegen der Mühle keine Bedenken. Sie sollten also alle drei ihr Glück versuchen, und dann könne man ja weitersehen.

Sie könnten diese Aufgabe ja als einen abenteuerlichen Urlaub be-trachten; dabei kämen sie auch einmal aus der Routine ihrer Arbeit und den üblichen Überlegungen heraus.

Er selbst wolle sich in der Zwischenzeit schon um die Mühle kümmern, wie er das ja früher auch getan habe. Dennoch erkenne er die Überle- gungen der Söhne an und schätze ihr Verantwortungsbewußtsein ge-genüber der althergebrachten Tradition der Familie.

Aber dennoch sollten sie sich ruhig auch einmal mit dem Gedanken anfreunden, hier und da einen ungewöhnlichen Weg einzuschlagen – auch das habe es in ihrer eigenen Familie immer wieder einmal gegeben.

Sie könnten es ja auch so machen, daß sie nacheinander ihr Glück versuchten; und wenn der einzelne dann merke, daß er keinen Erfolg habe, dann solle er eben zurückkehren und den nächsten Bruder aussenden.

Der Müller bat seine Ehefrau, für den Ältesten soviel Brot einzupak- ken, wie gerade nötig sei, um zum Hofe des Zaren zu gelangen, damit er sich auf dem Wege nicht unnötig belaste, und ihm auch ausreichend Wasser mitzugeben.
Der Älteste war‘s zufrieden und machte sich sofort auf den Weg.

Als er schon eine ganze Weile gegangen war, traf Heinrich einen alten Mann, der ihm auf dem Waldweg entgegengehumpelt kam.

Der Mann wirkte wie ein Bettler und stützte sich bei seinem mühsamen Gehen auch noch auf einen krummen, knorrigen Stock, so als wollte er sein Vorwärtskommen damit noch schwieriger machen.

Als hätte er unendlich viel Zeit, blieb der Alte jetzt am Wegesrand stehen und machte dem wacker drauflos schreitenden Heinrich Platz zum Vorbeigehen.

Als der Müllerssohn aber bei ihm ankam, den Alten grüßte und dieser den Gruß erwiderte und Heinrich an dem Bettler vorbeigehen wollte, da fragte dieser ihn um etwas Brot zum essen.

Heinrich wußte, daß er gerade soviel mithatte, wie er für seinen Weg zum Hofe des Zaren benötigte. Weil er nun schon seine wichtige, verantwortungsvolle Aufgabe in der Mühle im Stich gelassen hatte, da wollte er nun nicht riskieren, eventuell überhaupt nicht ans Ziel zu kommen; denn dann hätte er ja wahrlich gleich zu Hause bleiben können.

Und wer weiß, wie lange er noch mit dem Beschaffen des Schiffes zu tun haben würde? Auch hier sah er noch große Schwierigkeiten vor sich aufgetürmt. Es war bestimmt nicht einfach, einen so tüchtigen Schiffsbauer zu finden.

 
     
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
           
                                                                                                                     
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  Veröffentlichung mit freundlicher Genhemigung von AAR EDITION
© DER HESSISCHE LANDBOTE 2001
       

 

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