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  Die klassische Spiegel-Affäre  
       
  PETER HÜBNER: Und die entsprechende Sicht über die eigentliche Aufgabe der Musik finden wir auch bei unseren großen Klassischen Tonschöpfern vor.    
     
  PETER HÜBNER ÄUSSERT SICH ZU SEINEM
SINFONISCHEN
SCHAFFEN
       
 
„Musik ist höhere
Offenbarung
als alle Weisheit
und Philosophie.“
Beethoven
   
     
  Die Sinfonie zählt zur sogenannten „Absoluten Musik“ – im Unterschied zur „Programmusik“.

Die Absolute Musik hat das Handeln, den Kampf, im Idealfalle dann die natürliche Evolution der inneren Menschenkräfte zum Inhalt, während sich die Programmusik – besonders bei der Oper, der Operette oder auch in der sinfonischen Dichtung – wesentlich der musikalischen Unter­stützung äußerer Handlungen und Geschehnisse widmet.

Dabei sind die Grenzen zwischen der sogenannten Absoluten Musik und der Programmusik nicht fest gezogen und oft durchaus fließend.

So werden beispielsweise in der Oper nicht selten auch innermenschliche Stimmungen und Stimmungsveränderungen musikalisch charakterisiert oder aber auch in einer Sinfonie, wie beispielsweise in Beethovens sechster, der Pastorale, äußere Naturerscheinungen charakterisiert – vom Gewitter bis zum Vogelzwitschern. Entgegen den Vorstellungen eines großen Teils der Fachwelt handelt es sich bei den Werken unserer großen klassischen Tonschöpfer – soweit sie dem Bereich der Absoluten Musik zuzuzählen sind – keinesfalls um eine von der menschlichen Evolution losgelöste Musik, welche vielleicht auch noch um ihrer selbst willen betrieben wird, sondern wir haben hier eine ideale Sprache vor uns, das Lebensfeld der inneren Menschenkräfte gefühls- und ver­standes­mäßig zu beschreiben bzw. darzustellen.

Somit gehört diese Musik wesensmäßig in den Bereich der Philosophie oder der Lebenskunst – wo sie sich dann auch mit der religiösen Musik verbindet.

Ihren bisher höchsten Ausdruck findet diese Art Absoluter Musik, welche die Menschenwürde zum alleinigen Thema hat, in der Sinfonie, und hier besonders bei Haydn, Mozart und Beethoven, welche sich ja bekanntlich nicht vorrangig der Musik, sondern der Wahrheit verpflichtet fühlten und insofern die Musik nur als das beste ihnen bekannte Mittel ansahen, die Wahrheit auf der Ebene des Gefühls und des Verstandes auszudrücken.
   
     
 
„Nur der Komponist
drang wahrhaft in die
Geheimnisse der
Harmonie ein, der durch
sie auf das Gemüt des
Menschen zu wirken
vermag.“

E.T.A. Hoffmann
  Und diese beiden Haupt­men­schen­kräfte Gefühl und Verstand sind dann auch die Eckpfeiler des sinfonischen Schaffens unserer großen Tonschöpfer für ihre musikalische Evolution der Menschenwürde.
Dabei werden im Rahmen der Sinfonie besonders in der So­na­ten­satzform Gefühl und Verstand in vielfältiger Weise aktiviert und dargestellt.
   
     
  So besteht also der erste Satz der klassischen Sinfonie, deren Haupt­satz, aus zwei Themen – einem männlichen und einem weib­li­chen Thema –, welche die inneren Men­schen­kräfte Gefühl und Verstand charakterisieren und den Hörer im spielerischen Umgang mit diesen seinen Menschenkräften ausbilden.  
„Alle Musik
ist eigentlich innere Musik
und muß wieder
zur inneren Musik
werden.“

G. Hauptmann
   
     
  Während sich die Universitäten, Schulen und offiziellen Bildungs­einrichtungen dem Erlernen äußerer Fertigkeiten widmen, sahen es die großen klassischen Tonschöpfer als ihre heilige Pflicht an, den Menschen im Gebrauch seiner inneren Fähigkeiten auszubilden – ihm seine inneren Menschenkräfte als solche vorzustellen, ihn in der Unterscheidung seiner inneren Menschenkräfte zu unterrichten und ihn im ausgewogenen erfolg­reichen Gebrauch seiner inneren Fähigkeiten zu schulen.    
      
     
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Veröffentlichung mit freundlicher Genhemigung von AAR EDITION INTERNATIONAL
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