|
Währenddessen
schuf Sawala neue Krieger mit goldenen Schilden und Schwertern
bewaffnet. Sie leuchteten wie das Gold der Sonne; jedoch bildeten sich
in ihren goldglänzenden Rüstungen und Waffen andauernd silberweiße
Risse und schlossen sich schnell auch wieder; aber neue Risse öffneten
sich sofort an anderen Stellen.
Dabei
wurden diese silberweißen Schluchten von strahlenden, goldgelben
Blitzen durchzuckt, so daß man ganz den Eindruck hatte, die leuchtende
Sonne würde von mondhellen Gewittern heimgesucht.
Und
als Helgi nach unsäglichen Mühen seine Soldaten einzeln wieder
überreden konnte, doch wenigstens so zu tun, als kämpften
sie so wie zum Schein, ganz spielerisch und ohne jegliche Verpflichtung
oder nutzlose Anstrengung , daß sie nur wohlgemut die neuen
Krieger angreifen sollten, da schauten sich seine Soldaten diese goldenen
Männer erst einmal offenen Herzens an.
Und
wie beglückt waren sie da, solch freundliche Menschen in so herrlichen
goldenen Rüstungen zu sehen.
Das ganze Heer des Königs eilte spontan auf die goldenen Krieger
zu und begrüßte sie sehr freundlich; dann erzählten
sie sich gegenseitig die schönsten Geschichten aus ihrem Leben
und faßten goldene, gemeinsame Zukunftspläne.
Als
Helgi dies sah, flehte er seine Soldaten an, lief zu jedem einzelnen
hin und bat ihn, die anderen nun endlich anzugreifen wo diese
doch jetzt gerade wie schutzlos vor ihm sitzen und mit ihm plaudern
würden.
Und
als der König dabei sogar selbst tätig werden wollte, einen
dieser goldglänzenden Krieger anzugreifen, da erhob sich sein eigener
Soldat völlig entrüstet und sagte, der König solle Frieden
halten und ihren Freund in Ruhe lassen; dieser stehe ja wohl noch eher
unter ihrem Schutz, und er selbst hüte ihn wie seinen eigenen Augapfel;
der König solle sich unterstehen, hier Unfrieden stiften zu wollen.
Der
Soldat stand solchem aggressiven Betreiben seines Königs völlig
verständnislos gegenüber, so als käme dieser plötzlich
aus einer ganz anderen Welt und könnte oder wollte sich hier nicht
anpassen wo es doch die einfachste Sache der Welt ist, mit anderen
Frieden zu halten und glücklich zu plaudern.
Es
gibt doch genug schöne Dinge in der Welt und zwischen den Menschen.
Warum da Krieg schaffen wollen mit seinen Freunden; dies ist wahrlich
kein erhebender Einfall! So oder ähnlich sagten dem König
seine Soldaten.
Doch
Helgi wollte immer noch nicht aufgeben; immer und immer wieder machte
er mit allen Mitteln seiner Überredungskunst neue Anläufe
er versuchte es durch harte Worte: das half schon überhaupt
nichts durch Erläuterungen: das interessierte nicht, war
offensichtlich nicht inspirierend und nicht positiv genug durch
Flehen: da empfand ein jeder wenigstens noch Mitleid mit seinem verwirrten
König.
Als
Helgi nun schließlich auf sein angestammtes Königsamt und
auf die rechtliche Macht seiner Herrschaft pochte, da blickten ihn seine
Soldaten völlig ungläubig an: Jeder Mensch ist ein König,
dies ist die Wahrheit, antwortete ihm ein jeder nur, seid
Ihr denn kein König, daß Ihr da Zweifel hegt?
Währenddessen
brachte Sawala durch ihre übernatürlichen Kräfte noch
eine Gruppe ganz goldener Krieger mit einem silberweißen Strahlenkranz
um deren Häupter hervor mit goldenen Schilden und goldenen
Speeren ausgerüstet, leuchtend wie die Sonne am Himmel.
Und
als der König Helgi nun seine Soldaten anflehte, sich diesen Kriegern
doch wenigstens einmal zuzuwenden auch wenn sie dabei noch gar
nicht in Erwägung zögen, mit diesen zu kämpfen, da lenkten
erst einzelne Soldaten und dann allmählich das ganze Heer von ihren
vertrauten Gesprächspartnern den Blick zu den goldenen, strahlenden
Helden hin.
Und
sie konnten ihren nun hell aufleuchtenden, beseligten Blick nicht mehr
von diesen sonnengleichen Männern wenden und waren für ihren
König nun gar nicht mehr ansprechbar, denn immer nur hielten sie
voll seligen Glücks ihren Blick auf die mächtigen Helden in
den goldenen Rüstungen und mit dem silberweißen Strahlenkranz
gerichtet.
So
verharrten die Soldaten bewegungslos. Und was der mächtige Eroberer
Helgi auch anstellte, es half nichts seine Soldaten rührten
sich überhaupt nicht mehr, so als hörten sie ihn gar nicht,
als gäbe sein andauerndes Reden für sie überhaupt keinen
Sinn, ja, als existiere er für sie überhaupt nicht mehr; sie
schauten immer nur die goldenen, strahlenden Krieger an.
Jetzt
eilten die einhundertundacht Söhne Helgis mit all ihren
Fähig-keiten angetan und mit hellwachen Sinnen sowie mit kristallklarer
Erkenntniskraft ausgerüstet zum Weisen Sehermund hin.
Darauf
sang Sehermund nur einen einzigen kurzen, zarten Ton, und alle Söhne
Helgis waren von den Fesseln des Schicksals frei.
Alle ihre Wünsche, welche sie im Laufe ihres langen Schicksalsweges
gehegt hatten, wurden mit diesem Ton auf einmal vollständig erfüllt.
Als
Helgi seine Söhne nun aus dem Kriegerstand herausgehoben sah, da
wurde er von Scham überwältigt; in tiefem Sinnen kehrte er
zu seiner Hauptstadt zurück.
Und
er hob seinen einzigen Sohn, der noch dem Kriegerstand angehörte,
auf den Thron denn dieser war ja zurückgeblieben, um während
der Abwesenheit des Vaters und der Brüder die Geschäfte der
Königsherrschaft zu führen.
Dann
begab sich Helgi in die hohen Berge und fing an, große, persönliche
Opferhandlungen durchzuführen, um seinen Ahn Uller um die Gewährung
eines Wunsches zu bitten.
Nach
einiger Zeit erschien ihm der gütige Ahnherr. Helgi bat um einen
Bogen und um Pfeile mit geheimen Kräften und erhielt das Gewünschte.
Mit
diesen übernatürlichen Waffen versehen, griff Helgi wieder
Sehermunds Einsiedelei an.
Beim Angriff Helgis rannten alle Asketen voller Furcht aus dem Walde
davon obwohl Sehermund sie zu beruhigen versuchte und sie zu
bleiben bat.
Helgi
schoß seine hervorragende Waffe gegen den Einsiedler ab.
Aber Sehermund fing die Pfeile, die sich vor seinem Angesicht in herrliche
Blumen verwandelten, spielerisch mit seiner Hand auf und stellte daraus
einen schönen, farbenprächtigen Strauß zusammen.
So
wurde der starre Sinn des mächtigen Kriegers Helgi, des großen
Eroberers und unbeschränkten Herrschers über die ganze Erde,
der ganz fest an den Erfolg der äußeren Machtmittel glaubte,
durch die übernatürliche Kraft des vollkommenen Weisen geläutert.
Schande
über die Macht der Krieger, Könige und Helden! Ich muß
irgendwie Weisheit erlangen! rief Helgi da aus, so daß es
jeder in der Welt hören konnte. |
|
|
|