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Als
Helgi den Weisen so unwillig fand, nahm er die Kuh einfach mit.
Die
Kuh dachte unter Tränen: Hat der Meister mich wirklich weggegeben?
Warum ziehen die Diener des Königs mich so?
Also
riß Sawala sich von den Dienern Helgis los, lief zu Sehermund
und fragte: Hast du mich weggegeben? Königliche Diener ziehen
mich mit Gewalt fort.
Da
antwortete Sehermund besorgt: Nein, Sawala, ich habe dich nicht
weggegeben. Du hast mir kein Leid getan. Der König nimmt dich mit
Gewalt von mir. Meine Kraft ist jedoch seiner Macht nicht gewachsen.
Sieh, er hat Elefanten, Pferde, Kampfwagen und eine riesige Armee. Er
ist ein mächtiger Krieger und Beherrscher der Erde.
Darüber hinaus ist er mein Gast, und es ist nicht recht, das Gastrecht
zu verletzen.
Jetzt
sagte Sawala bescheiden: O großer Meister, die Macht eines
Kriegers ist natürlich groß aber noch größer
ist die Macht eines Weisen; denn die Kraft des Weisen ist übernatürlich
und überragt daher die eines Kriegers.
Obwohl Helgi über alle Maßen mächtig ist, kommt er dir
doch nicht gleich.
Ich
kann durch deine Gnade Wunder wirken wie der Schöpfer selbst.
Bitte gib mir die Erlaubnis, und ich werde alle Versuche dieses verblendeten
Königs zerschlagen und seinen unermeßlichen Macht-hunger
hinunterdrücken in den Staub.
So
befahl also Sehermund seiner Kuh Sawala, Soldaten hervorzubringen, um
Helgis Armee zu zerstören.
Und Sawala schuf durch ihre übernatürlichen Kräfte sogleich
eine Anzahl tiefblauer Krieger dunkel wie die Nacht.
Wütend begann Helgi sogleich diese schwarzen Krieger anzugreifen;
doch da legte sich plötzlich über sein ganzes Heer ein tiefer
Schlaf.
Sofort
schuf Sawala zwei neue Gruppen tiefblauer Krieger so dunkel und
dennoch auch so hell wie die von Blitzen durchzuckte, tiefschwarze Nacht.
Die
Krieger waren mit scharfen Äxten bewaffnet.
Und
als das Heer Helgis aus seinem tiefen, dunklen Schlaf erwachte und diese
neuen Krieger angreifen wollte, da gerieten die Soldaten des Königs
völlig durcheinander und wußten nicht mehr, ob sie nun träumten
oder wachten.
Deshalb
breitete sich überall im Heer Chaos aus; die Soldaten rannten nur
verwirrt durcheinander und Helgi hatte seine Not, das Heer wieder zu
ordnen.
Währenddessen
schuf Sawala eine vierte Gruppe schneeweißer, funkelnder Krieger
helleuchtend wie das Licht des Vollmonds.
Und
als Helgi sein Heer auch gegen diese Krieger vorwärtstrieb, um
sie anzugreifen, da verfielen die Soldaten des Königs wieder in
Schlaf nur, daß er diesmal nicht dunkel und dumpf, sondern
geradezu erholsam war und hell wie die leuchtende Vollmondnacht.
Nun
schuf Sawala durch ihre übernatürlichen Kräfte wieder
eine neue Gruppe von Kriegern. Diese waren wohl auch schneeweiß
und funkelnd, jedoch entstanden in ihren weißen Rüstungen
und auf ihren weißen Schilden andauernd schwarze Risse; sie schlossen
sich auch immer wieder schnell, und sogleich öffneten sich neue
Risse an anderen Stellen.
Dabei
wurden diese tiefblauen Schluchten von strahlenden, silberhellen Blitzen
durchzuckt, so daß es diesmal aussah, als würde der leuchtende
Vollmond von dunklen Gewittern heimgesucht.
Und
als das Heer Helgis mit erfrischtem Geist erwachte und von seinem König
zu höchster Kampfbegeisterung angespornt wurde, die neuen Krieger
frohen Mutes anzugreifen, da sahen die Soldaten in diesem ganzen Tun
überhaupt keinen Sinn ja sie zweifelten sogar an dem Wert
der ganzen kämpferischen Unternehmung.
Lange
Zeit mußte Helgi seine volle Überzeugungskraft einsetzen
und jeden einzelnen seiner Soldaten immer wieder überreden, nun
doch tapfer zu kämpfen.
Wer soll denn hier eigentlich gegen wen kämpfen? fragte
ein jeder ihn immerzu.
Und
als der König heftig erwiderte, sie sollten mit denen dort drüben
kämpfen, da fragte ihn ein jeder seiner Soldaten: Was habe
ich denn mit denen zu schaffen? Was sind diese Männer denn überhaupt
gegen mich? Sie lassen sich mit mir ja gar nicht vergleichen!
Wollte
man gegen sie kämpfen, so käme dies ja dem Fall gleich, daß
man eine Strecke mit einem Gewicht vergleicht; wie soll das vernünftig
sein?
Lange
Zeit schüttelten die Soldaten des Königs nur verständnislos
ihre Köpfe, so als sähe der König die Wirklichkeit ihres
Daseins völlig falsch.
Eure
Probleme, sagte ein jeder überzeugt zu Helgi, liegen
mir fern! Sie liegen sehr, sehr weit weg von mir; ich bin zufrieden
was interessieren mich da aufgeblähte Kampfhandlungen, die
mich doch nur in meinem eigenen, natürlichen Frieden stören?
Solche
Reden seiner Soldaten brachten Helgi bald an die Grenze des Erträglichen;
und schließlich wußte er selbst auch nicht mehr, ob er nun
träume, wache oder schlafe; doch gab er keinesfalls auf: unermüdlich
sprach er immer wieder auf seine Soldaten ein wie auf unschuldige Lämmer,
welche von einem Krieg überhaupt nichts wissen wollen. |
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