Als ich aus meinem Zimmer trat, kam mir ein Freak mit Ringelhemdchen, Blue jeans, Turnschuhen, verwahrloster Frisur und allgemein ganz verwahrloster Erscheinung mit gezogener Pistole die Treppe empor entgegengestürmt.
Als er schließlich vor mir stand, zitterte er am ganzen Leibe so daß ich schon befürchtete, jeden Moment müsse seine Pistole in Richtung meines Bauches losgehen.
Dann stürmten noch weitere bewaffnete Gestalten in ähnlicher Aufmachung die Treppe hoch und stürzten an mir vorbei in die verschiedensten Räume.
Schließlich gelang es mir, herauszubekommen, daß es sich hier wieder um eine angeordnete Hausdurchsuchung handelte.
Und als ich einige der Leute fragte, ob sie sich wenigstens freundlicherweise ausweisen könnten sie möchten mir aufgrund ihres Äußeren bitte nicht verübeln, wenn ich sie nicht für Polizisten halte da lehnten sie dies rundweg ab.
Keiner erklärte sich bereit, sich auszuweisen.
Alle waren äußerst gereizt wie man dies über abhängige Drogensüchtige hört, welche sich mit Waffengewalt im Suchtanfall Geldmittel für ihren Nachschub besorgen.
Und sie wirkten auch genauso, wie man sich Drogenleute vorstellt: völlig abgetakelt, verwahrlost, schmuddelig und hoffnungslos aufgeregt so, als befürchteten sie jetzt das Allerschlimmste: daß bei uns nichts zu holen wäre oder daß sie jetzt gleich von uns erschossen würden.
Bei aller großen Gefahr belustigte mich dieser maskierte irrsinnige Tumult etwas ja, die Leute taten mir wegen ihrer Angst sogar leid.
Und so kam es schließlich auch schrittweise zu einer gewissen verbalen harmonisierenden Annäherung das aufgeregte, hektische Geschrei ebbte etwas ab, die verkrampften Gesichtsfalten glätteten sich etwas, die Augen bekamen sogar einen etwas entspannteren Ausdruck, und schließlich wurde mir sogar die frohe Botschaft des Durchsuchungsbefehls vorgelesen, welchen ich hier im folgenden abdrucken möchte:
DURCHSUCHUNGSBESCHLUSS zur Durchsuchung
des Anwesens der DEUTSCHEN KULTURSTIFTUNG
des Anwesens der DEUTSCHEN KULTURSTIFTUNG
AMTSGERICHT HEIDELBERG
Vormundschaftsgericht
Kriminalpolizei
Heidelberg
Az.: 40 UR II 1/86
Tel.: (06221) 59-1363
Heidelberg, 02. 09. 1986
Anwesen der „Deutschen Kulturstiftung“,
Adam-Remmele-Str. 3, 6901 Schönau-Altneudorf
B e s c h l u ß:
I. Auf Antrag der Kriminalpolizei Heidelberg vom 2.9.1986 wird gemäß § 25 PolG die Durchsuchung des Anwesens der „Deutschen Kulturstiftung“, Adam-Remmele-Str. 3, in Schönau-Altneudorf angeordnet.
Aufgrund der Ermittlungen der Polizei, insbesondere auch aufgrund der Aussagen von Frau Renate P., bestehen dringende Anhaltspunkte dafür, daß sich in dem genannten Anwesen die minderjährige Ariane P., geb. am 20. 01. 1970, aufhält, die seit März 1986 vermißt wird. Es ist zu befürchten, daß sie in ihrer weiteren Entwicklung erheblich gefährdet ist, beließe man sie in dieser Umgebung.
II. Ausfertigung hiervon.
Bauer
Richterin am Amtsgericht
Ende des Zitats
Vormundschaftsgericht
Kriminalpolizei
Heidelberg
Az.: 40 UR II 1/86
Tel.: (06221) 59-1363
Heidelberg, 02. 09. 1986
Betr.:
Antrag auf einen Durchsuchungsbefehl für dasAnwesen der „Deutschen Kulturstiftung“,
Adam-Remmele-Str. 3, 6901 Schönau-Altneudorf
B e s c h l u ß:
I. Auf Antrag der Kriminalpolizei Heidelberg vom 2.9.1986 wird gemäß § 25 PolG die Durchsuchung des Anwesens der „Deutschen Kulturstiftung“, Adam-Remmele-Str. 3, in Schönau-Altneudorf angeordnet.
Aufgrund der Ermittlungen der Polizei, insbesondere auch aufgrund der Aussagen von Frau Renate P., bestehen dringende Anhaltspunkte dafür, daß sich in dem genannten Anwesen die minderjährige Ariane P., geb. am 20. 01. 1970, aufhält, die seit März 1986 vermißt wird. Es ist zu befürchten, daß sie in ihrer weiteren Entwicklung erheblich gefährdet ist, beließe man sie in dieser Umgebung.
II. Ausfertigung hiervon.
Bauer
Richterin am Amtsgericht
Ende des Zitats