Die Verantwortlichen und deren Hintermänner hatten ganz offensichtlich vor, mit einem riesigen demonstrativen Aufgebot unter Einsatz von großen Mengen Steuergeldern irgend etwas zu finden oder vielleicht auch: finden zu lassen, was mich für etliche Jahre als äußerst unbequemen politischen Schriftsteller hinter Gitter gebracht hätte unter jenem so wunderbaren Motto: „terroristische, kriminelle Jugendsekte“, wie es ja bis dahin so massenhaft, besonders auch von seiten der Regierung mit Amtsgewalt über die Medien als ein Feuerwerk der Volksverhetzung auf alle Bürger abgefeuert worden und dort niedergeprasselt war.
Man konnte sich sicher sein: wäre hier irgend etwas Belastendes gegen mich gefunden worden und ich wäre in der Folge nach festem Programm ins Gefängnis oder Zuchthaus gewandert, dann hätte in der Öffentlichkeit kaum ein Hahn nach mir gekräht denn wer kümmert sich öffentlich um jene angeblichen jungen Terroristen, die allerorten festgenommen werden und dann hinter den Gefängnismauern auf Nimmerwiedersehen verschwinden?
Die Strategie ist also ganz einfach: erst: Verunglimpfen, dann: Kriminalisieren des unbequemen bzw. gefährlichen Schriftstellers, dann: Anordnung einer Hausdurchsuchung, dann: Finden von „Beweismaterial“, dann: Verhaften und schließlich: im Gefängnis verschwinden lassen wobei die Größe des Aufgebotes jedem Bürger die Größe des kriminellen Ausmaßes drastisch vor Augen führt und ihm dabei auch noch diskret einsuggeriert wird, daß hier an einen einzelnen kriminellen Leiter einer Jugendsekte aus dem Umfeld des Terrorismus durch solch ein Aufgebot große Mengen Steuergelder aufgewendet werden müssen worüber sich dann der Bürger natürlich ärgert und diesen Ärger auf den vermeintlichen Täter projiziert.
Gleich zu Beginn der Hausdurchsuchung hatten Mitglieder unserer Zentrale zwei Heidelberger Anwälte angerufen wobei sie den Namen des einen aus dem Branchenverzeichnis des Telefonbuches entnommen hatten und ihnen der andere auf dem Umweg über die Grünen empfohlen worden war.
Interessanterweise hatten beide Anwälte unabhängig voneinander dringend darauf aufmerksam gemacht, daß wir alle Schritte der Hausdurchsuchung genauestens im Auge behalten und strengstens darauf achten sollten, daß nicht irgendwo etwas ungesehen hinterlegt werden könnte, was dann später als „Beweismaterial“ hätte Verwendung finden können.
Mit jenem Hubschraubereinsatz hätte ich dann bei Erfolg der Unternehmung noch einmal öffentlich so richtig werbewirksam auf der Autobahn „einkassiert“ werden können.
Für diese Art perfekter werbeträchtiger Verfolgung und Festnahme eines unliebsamen „Terroristen aus der Sektenszene“ spricht dann schließlich auch die Tatsache, daß der Hausdurchsuchungsbefehl schon am 16.8.84 von der Richterin am Amtsgericht Heidelberg ausgestellt worden war, während die tatsächliche Hausdurchsuchung dann erst 13 Tage später am 29. erfolgte eben genau an jenem Tag, an welchem ich nach meiner telefonischen Verabredung nach Fritzlar zum dortigen Finanzamt fuhr.
Was dieses Argument auch noch erhärtet, ist der Tatbestand, daß nach mir in der ganzen Angelegenheit überhaupt nicht gefragt wurde obwohl ja das Ermittlungsverfahren gemäß dem Hausdurchsuchungsbefehl speziell namentlich gegen mich gerichtet war und ich sogar persönlich durchsucht werden sollte.
Und außerdem spricht noch einmal dafür, daß die ganze Aktion in dem Augenblick abgebrochen wurde, als ich bei meinem Telefonanruf meiner unverhohlenen Freude über die riesige Polizeiaktion sowie die damit verbundene Bestätigung unserer politisch-ethischen Leistung Ausdruck verlieh und meine Freunde sogar bat, die Herrschaften bis zu unserer Rückkehr möglichst hinzuhalten, damit das Ganze auch für mich noch einen krönenden Abschluß habe: welche Frustration muß da durch die Glieder derer gezuckt sein, die von meiner Freude in dieser Sache erfuhren!
Uns liegen darüber hinaus Dokumente vor, daß sich zu dieser Zeit u.a. auch das Bundeskanzleramt über eine von ihm geführte und finanzierte, angeblich bürgerliche Tarnorganisation äußerst aktiv und penetrant in diese ganze Kampagne eingeschaltet hatte und noch mit Hilfe anderer Strafanträge auf meine Festnahme hinzuwirken versuchte wobei voller Angst verkündet wurde, daß sich unser „destruktiver Kult“ jetzt eine Partei zugelegt habe und somit nach den gesetzlichen Bestimmungen eine kostenlose TV-Werbung zu erwarten sei ein furchtbarer Gedanke!
So wären wir in die Lage versetzt, mit Hilfe öffentlicher Gelder unseren Standpunkt öffentlich zu vertreten und dazu auch noch über die von unseren Gegnern kontrollierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten.
Mir liegt ein Dokument der KRIMINALPOLIZEI HEIDELBERG vor, aus welchem hervorgeht, daß bei dieser Hausdurchsuchung Unterlagen und Gegenstände mitgenommen worden waren, zu deren Beschlagnahme nach dem amtlichen Hausdurchsuchungsbefehl kein Recht bestanden hatte.
Ich zitiere hier der guten Ordnung halber den Inhalt dieses Dokumentes, das diesen Tatbestand bestätigt, im folgenden ab: