Anlage 1
Um sie zum Geständnisse zu bewegen, stellte ihr das Gericht anfangs den Scharfrichter mit dem „Reinigungs-Instrumente“ vor. Da sie aber nichts wissen wollte, so mußte sie sich, bis auf eine Schürze entkleidet, auf die „Peindiele“ legen. Die Henkersknechte banden ihr die Hände rückwärts, schnürten die Füße an und legten an diese die Beinschrauben oder spanische Stiefel.Dann wurde ihr ein anderes Instrument, der spanische Reiter genannt, welches mit hölzernen Zacken versehen war, unter den Rücken gelegt und der Kopf kahl geschoren. Die Stricke ein wenig anziehend, fragte man sie, wo ihr Teufel sei? Sie antwortete, er gehe auf dem Balken. Sie hatte nämlich gehört, daß ihre Mutter dasselbe von ihrem Teufel ausgesagt. Als der Scharfrichter sie fragte: „Wo?“, gab sie zur Antwort: „Neben mir“ ; dann: „In mir“. Darüber lachten die Herren. Darauf schrie sie und bat, man möchte sie freilassen, sie werde morgen bekennen: jetzt lasse es der Teufel nicht zu.
Das aber sagte sie nur, um loszukommen und sich besinnen zu können, was sie eigentlich sagen sollte. Endlich bat sogar der Scharfrichter für sie. Nun wurde sie entlassen und ins Gefängnis geführt. Einer der Herren aber sagte zu ihr: „Wir werden dich wohl bekennen lehren, auch was du dem Priester gebeichtet.“ Während sie saß, trat ihre Schwester von außen an das Gefängnis und ermahnte sie, zu bekennen; so könnte sie doch selig sterben, und die Herren hätten es zu verantworten. Deshalb besann sie sich die ganze Nacht, was andere, die verbrannt worden, bekannt hätten; auch schickte sie zu ihrer gefangenen Mutter und ließ dieselbe fragen, wie die Wiese heiße, auf der sie mit ihr gewesen sein solle.
Diese nannte ihr die Ellernwiese. Des anderen Tages bekannte sie aus Furcht vor der Marter, nur nicht, daß sie die h. Dreifaltigkeit verleugnet, weil sie nicht wußte, daß die Hexen diese verleugneten; als man ihr aber drohte, gestand sie auch dieses ein.
All das geschah aus Furcht vor der Tortur.
Als sie darauf erneut vor Gericht erschien, widerrief sie alles. Ins Gefängnis zurückgekehrt, hörte sie die Leute auf der Straße sprechen, daß die Herren ihr doch das Leben abgesprochen hätten. Nun dachte sie daran, zu entkommen. Das gelang ihr an einem Abende, als die Wache zu Bier gegangen war und das Weib, welches bei ihr bleiben sollte, sich entfernt hatte. Man fing sie aber bald wieder ein.
Als sie nun von neuem gefoltert wurde, versprach sie, zu bekennen und bei ihrem Bekenntnisse zu bleiben. Man forderte sie aber auf, das Frühere der Reihe nach zu wiederholen. Sie konnte sich darauf nicht besinnen und bat die Gerichtsherren, es ihr vorzusagen. Mit einer in brennenden Schwefel getauchten Feder wurde sie dann auf der Brust, unter den Armen usw. gebrannt, wobei die Stricke, soweit die Schraube es zuließ, angezogen und von dem Scharfrichter durch Schläge noch stärker angespannt wurden. Da sagte sie, von Schmerzen betäubt, was ihr einfiel, und versprach, dabei zu bleiben. Diese Marter dauerte eine halbe Stunde, so daß ihr die Arme aus den Schultern gebrochen waren und vom Scharfrichter wieder eingezogen werden mußten.
Nach einigen Tagen widerrief sie wieder, bekannte aber von neuem, als sie die Folter sah. Nun wurde sie noch gefragt, wen sie beim Tanze erkannt habe, und als sie keinen zu nennen wußte, sagte man ihr, daß die Mutter andere gekannt hätte, es müßte ja „toll“ sein, wenn sie keinen wüßte. Als man sie deshalb foltern wollte, gab sie vor, einen gewissen Walter gesehen zu haben. Der wurde geholt, und sie sagte ihm die Beschuldigung in die Augen; sie hatte nämlich daran gedacht, daß sie es, wie ihre Mutter gethan, widerrufen könnte. Einer der Gerichtsherren ahnte aber, daß sie nicht beständig bleiben würde, und ließ sie deshalb etwas anziehen. Darauf erklärte sie, auf Walter leben und sterben zu wollen. Walter selbst bat für sie, und man ließ sie los. Alsbald nahm sie wieder alles zurück. Man brachte sie darauf ins Gefängnis zurück, und band sie mit den Händen über dem Kopfe an einen Pfahl, in welcher Lage sie Tag und Nacht bleiben mußte.
Wegen des Widerrufs wurde sie zum viertenmale und zwar eine Viertelstunde gefoltert. Sie schrie fortwährend, blieb aber jetzt standhaft beim Widerrufe.
Dann gab man ihr einen „Halben“ Schweinemist mit Wasser zu trinken, nachdem sie vorher schon Knoblauch, Koriander, Dill, Senf und dergleichen hatte essen müssen. Als sie sah, daß ihre Beine durch die Tortur kohlschwarz geworden, bekannte sie wieder.
Darauf lag sie drei Wochen in Fesseln krank darnieder. Dann aber widerrief sie von neuem. Da man sie also zu keinem festen Bekenntnisse bringen konnte, wurde sie über eine Tonne gelegt und tüchtig gepeitscht, und nachdem sie noch vier Wochen bei Wasser und Brot im Gefängnisse gelegen hatte, aus der Stadt verwiesen.“
(Das Eigentum der Gefolterten wurde üblicherweise der Kirche überantwortet.)
„Ein erhebendes Schauspiel
sozialer Vollkommenheit.“
1853 Jesuitenzeitschrift des Vatikans
über die Inquisition
sozialer Vollkommenheit.“
1853 Jesuitenzeitschrift des Vatikans
über die Inquisition
*
Aus Gründen der Rücksicht gegenüber den Frauen und jugendlichen Lesern wurde hier nur die Dokumentation einer einzelnen, nachweislich noch relativ „harmlosen“ jener millionenfachen und im allgemeinen unvergleichlich brutaleren Prozeßdurchführung der christlichen Regierungsgewalt abgedruckt.