Gegründet 1834 von Georg Büchner
5. Neuausgabe








DER HESSISCHE LANDBOTE
DIE HESSISCHE WAHRHEIT OHNE GRENZEN  •  TRADITIONSBEWUSST
Unter der Schirmherrschaft der Deutschen Kulturstiftung
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Seite 292
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PETER HÜBNER • PREIS DER FREIHEIT – DAS PROGRAMMIERTE VIERTE REICH
Die antidemokratische politische Praxis in Deutschland
Teil 3   •   VERTRETER DES VOLKES – Die Goldene Partei Deutschlands
Die Machthaber der Bundesrepublik Deutschland verhängen die Genußmittel-Blockade


T E L E F O N P R O T O K O L L
Anrufer:
Herr DR. SCHÜTZE vom BUN­DES­VER­BAND DER DEUT­SCHEN SÜSS­WA­REN­IN­DU­STRIE in Bonn


Datum: 31. Oktober 1984


DK: Deutsche Kulturstiftung, guten Tag.

BU: Ja, guten Tag. Bundesverband Süßwaren. Sie wollten Herrn
Dr. Schütze sprechen?

DK: Ja.

BU: Kleinen Moment bitte, ich verbinde.

SCH: Ja, Schütze.

DK: Herr Dr. Schüt­ze, ist das rich­tig? Das ist die Ver­mitt­lung von der Deut­schen Kul­tur­stif­tung. Von mei­nem Vor­gän­ger ha­be ich hier so ei­ne No­tiz vor­ge­fun­den, und da woll­te ich mal wis­sen, was es da­mit...

SCH: Sind Sie der Herr S.?

DK: Nein, das ist die Ver­mitt­lung hier. Ich woll­te nur mal wis­sen, was es da­mit auf sich hat. Den Herrn konn­te ich jetzt nicht mehr spre­chen – mei­nen Kol­le­gen –...

SCH: Ja, äh, wir wol­len le­dig­lich in­for­miert wer­den, äh, was Sie vor­ha­ben und wie se­ri­ös Sie sind; das ent­schul­di­gen Sie bit­te, wenn wir das so nackt sa­gen, aber wenn Sie un­se­re Mit­glie­der auf­for­dern, äh, Ih­nen, äh, Mus­ter usw. vor­zu­le­gen, und ich neh­me ja an, daß Sie das bei ei­ner Rei­he von Süß­wa­ren­her­stel­lern ge­tan ha­ben, das müs­sen Sie ja, wenn Sie ei­ne La­den­ket­te ein­rich­ten, äh, dann heißt das, daß dort Auf­wand in be­trächt­li­cher Hö­he – zeit­li­cher und geld­li­cher – ge­macht wird, und, äh, es wä­re – äh – es wä­re scha­de um die­sen Auf­wand an Zeit und Geld, wenn am Schluß, wie man mehr oder we­ni­ger ja ab se­hen kann, über­haupt nichts bei der Sa­che raus­kommt. Denn die Be­tref­fen­den wer­den Ih­nen sa­gen: ,Hört mal, was ist eu­re Bank­ver­bin­dung, was sind eu­re Mit­tel, um die­se La­den­ket­te ein­zu­rich­ten‘, und dann wer­den Sie sa­gen müs­sen, äh, ,wir ha­ben die bes­ten Ab­sich­ten, aber wir ha­ben letzt­lich, wenn wir ehr­lich sind, nicht die Mög­lich­keit‘. Ich sa­ge das so ganz of­fen – Sie kön­nen mich gleich wi­der­le­gen und sa­gen: ,Wir ha­ben er­heb­li­che Geld­mit­tel im Hin­ter­grund.‘
Und wenn das der Fall ist, ja, dann ist es scha­de um Zeit und Geld un­se­rer Mit­glie­der und um die Mus­ter und die Un­ter­la­gen, Pro­spek­te usw., dann soll­te man das lie­ber ehr­lich sa­gen, daß das bloß ein Hin- und Her-, äh, – schwan­ken und Hin- und Her­ope­rie­ren ohne si­che­re Grund­la­ge ist, um al­len Leu­ten, al­len Be­tei­lig­ten, Geld, Auf­wand, Zeit und Ih­nen auch Är­ger zu spa­ren. Denn es ist für die Be­tref­fen­den är­ger­lich, wenn sie nach­her sa­gen müs­sen, nach vier­ma­li­ger Kor­res­pon­denz: ,es war al­les nichts, weil es von An­fang an gar nichts wer­den konn­te‘, ja? Äh, neh­men Sie mir bit­te das nicht übel, wenn ich das so of­fen sa­ge, äh, wenn es nichts wer­den kann, dann soll­ten Sie doch auch bit­te freund­li­cher­wei­se da­von die Hän­de las­sen und, äh, sich viel­leicht auf Tä­tig­kei­ten stür­zen, die re­a­lis­ti­scher und leich­ter zu ver­wirk­li­chen sind.

DK: Ja, ich ha­be es jetzt mal so stich­wort­ar­tig zu No­tiz ge­nom­men. Da stand jetzt auch auf dem Zet­tel noch was von ir­gend­wie was von Po­li­zei, hat das da auch et­was mit Ih­nen zu tun, oder...?

SCH: Ja, wenn je­mand al­so da, ehm, dau­ernd, äh, eben auf An­fra­ge am Te­le­fon die be­tref­fen­de Adres­se ver­wei­gert und nicht sagt, wo er ei­gent­lich sitzt – in­zwi­schen ha­ben wir das auf an­de­re Wei­se raus­ge­kriegt –, dann liegt ja der Ver­dacht na­he, daß er sei­ne Tä­tig­keit ir­gend­wie mit dem Schlei­er der Un­durch­sich­tig­keit zu­de­cken möch­te, und dann, äh, kann da­hin­ter un­ter Um­stän­den et­was Ernst­haf­te­res ste­cken, und, um Scha­den von der In­du­strie ab­zu­wen­den, bin ich dann ver­pflich­tet, auch mal an die Mög­lich­keit der po­li­zei­li­chen Nach­for­schung zu er­in­nern, ja?
Und des­halb wür­de ich ger­ne von Ih­nen hö­ren:
Glau­ben Sie im Ernst, daß da et­was ist, was Sie da auf die Bei­ne stel­len kön­nen? Wel­che Mit­tel ha­ben Sie da­zu? Und ist es nicht bes­ser, wir ver­ein­ba­ren hier bei­de – dann wird auch von uns wei­ter nichts mehr er­fol­gen – daß Sie die­se Tä­tig­kei­ten ein­stel­len?“

DK: Ja, ent­schei­den kann ich da na­tür­lich nichts, das ist ja die Re­zep­tion hier, al­so die Ver­mitt­lung. Zu die­sen Adres­sen: Nor­ma­ler­wei­se ist es so, was ich so er­fah­rungs­ge­mäß ken­ne, wenn Fir­men mit uns in Ver­hand­lung ste­hen, dann ken­nen sie so­wie­so un­se­re Adres­se, weil wir mit de­nen ja auch Kon­takt ha­ben. Äh, an­de­rer­seits weiß ich auch nicht von ir­gend­ei­nem Fall, wo hier ei­ne Adres­se an­ge­fragt wur­de und die nicht ge­ge­ben wur­de. Da müß­ten Sie mir al­so schon mal Ge­naue­res sa­gen, da kann ich das viel­leicht dann auf­neh­men...

SCH: Ja hier, ich ha­be doch ge­fragt nach der Adres­se. Da hieß es im­mer: „Nein, ich bin als Te­le­fon­ope­ra­tor hoff­nungs­los über­for­dert...“ (macht sich lus­tig).

DK: Ja, da müs­sen Sie ent­schul­di­gen, wenn je­mand bei uns an­ruft, das ers­te Mal, dann wer­den wir ihm nicht das ers­te Mal auch die Adres­se ge­ben, son­dern wir wer­den uns in al­ler Re­gel da­von über­zeu­gen, wen wir am Ap­pa­rat ha­ben. Das ha­ben wir in die­sem Fall auch ge­macht, und ha­ben wir uns über­zeu­gen kön­nen, daß es al­so sich hier tat­säch­lich um den Bun­des­ver­band der Deut­schen Süß­wa­ren­in­du­strie han­delt und daß ein Herr Dr. Schüt­ze auch exis­tiert; denn oft­mals ist es ja so, daß die Ak­ti­vi­tät, die hier statt­fin­det, ist so at­trak­tiv, daß re­gel­recht die Ver­tre­ter uns um­la­gern, und da möch­ten wir na­tür­lich uns mit den Leu­ten nur aus­ein­an­der­set­zen bzw. mit den Leu­ten in Ver­hand­lung tre­ten, von de­nen... die wir von uns aus an­ge­hen und von de­nen wir von uns aus auch dann den Ein­druck ha­ben, daß es si­cher­lich, so wie wir, auch se­ri­ö­se Ge­schäfts­part­ner sind. Al­ler­dings kann ich da­zu auch nicht mehr sa­gen, denn das ist ja die Ver­mitt­lung hier, ich ha­be da kei­ner­lei son­sti­ge Kom­pe­ten­zen, nicht wahr? Das wer­den Sie wahr­schein­lich auch ver­ste­hen kön­nen.

SCH: Ja, das wür­de doch mal all­mäh­lich Zeit, daß jetzt ei­ner mit Kom­pe­tenz an­ruft, es sieht aus, als sind sie so rar bei Ih­nen.

DK: Ich woll­te..., ich woll­te ei­gent­lich noch mit Herrn S. ver­bin­den, aber der ist jetzt lei­der schon au­ßer Haus. Wä­re es nicht sonst mög­lich, daß Sie viel­leicht das ein­fach dann schrift­lich for­mu­lie­ren, da wird ja in je­dem Fall dann auch ei­ne Ant­wort auf Sie zu­kom­men.

SCH: Nein, nein. Ich for­mu­lie­re nichts schrift­lich, ich bit­te den Herrn S....

DK: War­um denn nicht? Das ist doch ei­ne na­tür­li­che Sa­che, denn...

SCH: Komm, hö­ren Sie, hö­ren Sie...

DK: Ja, wis­sen Sie, bei uns ist das auch ei­ne Ar­beits­er­leich­te­rung. Herr S. ist ja auch viel be­schäf­tigt, nicht wahr.

SCH: Ja, ja trotz­dem, die zwei... die zwei Wor­te soll­te er Zeit ha­ben äh und äh, äh...

DK: Vor al­lem, was da so auf dem Zet­tel noch stand mit Po­li­zei und so, das ist j a al­les so et­was, was nicht so, sa­gen wir mal, nicht nach Se­ri­o­si­tät stinkt, nicht wahr? Das ist ja...

SCH: Nein, da sind wir ganz un­se­ri­ös.

DK: Denn wenn man da am Te­le­fon­an­ruf, beim ers­ten An­ruf, gleich von so was hört, dann ist man na­tür­lich zu­nächst mal miß­trau­isch. Das müs­sen Sie na­tür­lich aus un­se­rer Sicht ge­nau­so ver­ste­hen, nicht wahr?

SCH: Ja, gut. Al­so, sei­en Sie so nett, ver­an­las­sen Sie dann mich, äh, ver­an­las­sen Sie, daß mich da noch je­mand an­ruft, äh, das kann am Frei­tag sein, mor­gen ha­ben wir ja Fei­er­tag, und dann darf ich mich vor­läu­fig mal emp­feh­len und wün­sche Ih­nen, daß Sie bald ei­nen kom­pe­ten­ten Mann fin­den. Herz­li­chen Dank, auf Wie­der­se­hen.

DK: Ja, wie ver­blei­ben wir dann? Wol­len Sie noch­mal an­ru­fen?

SCH: ... daß Sie mich am Frei­tag an­ru­fen, aber dann je­mand mit Kom­pe­tenz, ja?

DK: Mit Kom­pe­tenz.

SCH: Dan­ke.

DK: Falls es al­so Frei­tag nichts wird – ich weiß nicht, wie es ist, am Frei­tag ist bei uns – wahr­schein­lich auch bei uns...

SCH: ... bit­te an­ge­ru­fen wer­den. Ich... dann nächs­te Wo­che... (hängt hier auf).

DK: Dann nächs­te Wo­che, es kann schon sein, daß es nächs­te Wo­che wird.












Mit freundlicher Genehmigung des HESSISCHEN LANBOTEN
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