Gegründet 1834 von Georg Büchner
5. Neuausgabe








DER HESSISCHE LANDBOTE
DIE HESSISCHE WAHRHEIT OHNE GRENZEN  •  TRADITIONSBEWUSST
Unter der Schirmherrschaft der Deutschen Kulturstiftung
Aar Edition zahlt
Seite 211
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PETER HÜBNER • PREIS DER FREIHEIT – DAS PROGRAMMIERTE VIERTE REICH
Die antidemokratische politische Praxis in Deutschland
Teil 2   •   DIE DEUTSCHE KULTURSTIFTUNG
Die Deutsche Kulturstiftung attackiert die Kirche mit dem Gott der Deutschen


Die Tat­sa­che, daß es sich bei die­ser an­geb­li­chen „heid­ni­schen Re­li­gi­on“ un­se­rer Vor­fah­ren um ei­ne ge­ziel­te Tech­no­lo­gie zu Frei­er Ge­wis­sens­bil­dung, Frei­er Wil­lens­bil­dung und Frei­er Per­sön­lich­keits­ent­fal­tung han­delt, ist uns mitt­ler­wei­le nur noch sehr be­grenzt den­ken­den und er­ken­nen­den Nach­fah­ren die­ser uni­ver­sa­len sitt­li­chen Ge­lehr­ten un­se­res Al­ter­tums des­halb heu­te – nach so lan­ger Ent­mün­di­gung – erst ein­mal schwer vor­stell­bar.

Un­se­re Ah­nen be­zeu­gen, daß sie im Rah­men ih­rer Übun­gen in der Frei­en Ge­wis­sens- und Wil­lens­bil­dung kraft ih­rer ent­fal­te­ten schöp­fe­ri­schen Fä­hig­kei­ten noch ganz spon­tan und in Bruch­tei­len von Se­kun­den ge­mein­sa­me Stand­punk­te zu ent­wi­ckeln ver­moch­ten – und daß sie da­bei rei­ne De­mo­kra­tie leb­ten, so­gar ohne hier­zu ir­gend­wel­cher ver­äu­ßer­lich­ter, spe­zi­ell ein­be­ru­fe­ner Wah­len zu be­dür­fen.

So­we­nig, wie man ei­nem se­hen­den Men­schen er­zäh­len muß, was zwölf Me­ter rechts von ihm steht – be­kun­den sie –, ge­nau­so­we­nig be­darf es ir­gend­wel­cher äu­ße­rer ge­sell­schaft­li­cher Wil­lens­er­ör­te­run­gen bei ei­nem Volk mit sitt­lich ent­fal­te­tem Ge­wis­sen.

Wenn bei un­se­ren Vor­fah­ren das Kind die Stät­ten der Frei­en Wil­lens­bil­dung zum ers­ten Mal be­trat, dann wuß­te es auch mit den dort dar­ge­stell­ten Sym­bo­len oder mit den kur­zen, oft ein­sil­bi­gen ge­raun­ten sitt­li­chen Weg­wei­sern erst ein­mal nichts an­zu­fan­gen – be­zeu­gen die al­ten Be­rich­te –, ge­nau­so­we­nig, wie dies heu­te bei uns ein klei­nes Kind mit den Be­zeich­nun­gen un­se­rer Städ­te oder mit den Sym­bo­len un­se­rer Land­kar­te weiß.
Doch je­der von uns weiß, daß sol­che Land­kar­ten mit ih­ren Na­men und Sym­bo­len ih­ren ganz ei­ge­nen prak­ti­schen Wert ha­ben und daß sie das Kind mit zu­neh­men­der Schu­lung be­geis­tern, sich selbst ei­nen per­sön­li­chen Über­blick über sein Hei­mat­land zu ver­schaf­fen – es al­so zu ei­ner le­ben­di­gen Bil­dungs­rei­se an­re­gen.

Und so, wie es für uns ver­ständ­li­cher­wei­se ein äu­ßerst küm­mer­li­cher Er­satz wä­re, woll­te man die prak­ti­sche Rei­se­tä­tig­keit durch theo­re­ti­sche Rei­se­be­schrei­bun­gen er­set­zen, so wä­re es auch für un­se­re Vor­fah­ren ein schlech­ter Er­satz ge­we­sen, hät­te man ih­ren ge­sell­schaft­li­chen Fort­schritt, wel­chen sie mit Hil­fe ih­rer Frei­en Ge­wis­sens- und Wil­lens­bil­dung ganz spon­tan vor­wärts­trie­ben, durch solch ma­ge­re, un­le­ben­di­ge Ver­spre­chun­gen er­set­zen wol­len, wie wir sie heu­te in un­se­rem All­tag im all­ge­mei­nen als die „Kir­chen-Pro­gram­me und -Pa­ro­len“ vor­fin­den.

Von un­se­rer Ge­burt her ist un­se­re sitt­li­che Hand­lungs­fä­hig­keit nur schwach ent­wi­ckelt. Dies wis­sen wir aus ei­ge­ner Er­fah­rung, und die Rich­tig­keit die­ses per­sön­li­chen Ein­drucks be­stä­ti­gen die Sta­tis­ti­schen Jahr­bü­cher mit der viel­fäl­ti­gen Dar­stel­lung der Er­geb­nis­se un­se­rer sitt­li­chen Man­gel­er­schei­nun­gen.

In ei­ner sehr ur­sprüng­li­chen Wei­se be­merkt je­doch der heu­ti­ge jun­ge Bür­ger wie­der, daß mehr un­mit­tel­ba­res sitt­li­ches Leis­tungs­ver­mö­gen in ihm schlum­mert, als ihm dies bis­lang zu­er­kannt wur­de; und aus die­ser na­tür­li­chen freie­ren Sicht ent­sprin­gen die schwer zu zü­geln­de Kri­tik an über­hol­ten und von re­li­gi­ös-ideo­lo­gi­schen Fremd­ein­flüs­sen ge­präg­ten Dok­tri­nen und der un­er­bitt­li­che Frie­dens­wil­le un­se­res ty­pi­schen Ju­gend­li­chen.
Die­ser un­beug­sa­me Frie­dens­wil­le und die kon­se­quen­te Um­welt­freund­lich­keit sind nur das schlich­te Ver­lan­gen der neue­ren und in un­se­rem mo­der­nen de­mo­kra­ti­schen Staats­ge­fü­ge mit mehr ideo­lo­gi­scher Frei­heit aus­ge­stat­te­ten Ge­ne­ra­tion nach mehr Le­ben, nach mehr Le­ben­di­gem – nach mehr na­tür­li­cher Men­schen­wür­de.











Mit freundlicher Genehmigung des HESSISCHEN LANBOTEN
© 1998-