Gegründet 1834 von Georg Büchner
5. Neuausgabe








DER HESSISCHE LANDBOTE
DIE HESSISCHE WAHRHEIT OHNE GRENZEN  •  TRADITIONSBEWUSST
Unter der Schirmherrschaft der Deutschen Kulturstiftung
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Seite 143
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PETER HÜBNER • PREIS DER FREIHEIT – DAS PROGRAMMIERTE VIERTE REICH
Die antidemokratische politische Praxis in Deutschland
Teil 2   •   DIE DEUTSCHE KULTURSTIFTUNG
Die Deutsche Kulturstiftung attackiert den Hokuspokus der Amts- und Würdenträger
in der Bundesrepublik Deutschland


Dar­auf­hin ant­wor­te­ten wir dem BUN­DES­MI­NI­STER DES IN­NERN am 23. Feb­ru­ar in ei­nem Brief, des­sen In­halt hier im fol­gen­den ab­ge­druckt sein soll.

Brief der DEUTSCHEN KULTURSTIFTUNG
an den BUNDESMINISTER DES INNERN
An den
Bundesminister des Innern
Herrn Dr. Friedrich Zimmermann
Graurheindorferstraße 198

5300 Bonn 1
23. Februar 84

Betr.:
Unsere Untersuchung über die Bedeutung
unserer traditionellen Wappen, Zeichen und Symbole
Bezug:
Unser Schreiben vom 25. Juli 83 sowie
Ihr Schreiben vom 4. August 83


Sehr geehrter Herr Minister,

Ihr Ant­wort­schrei­ben auf un­se­re Fra­ge nach der Be­deu­tung un­se­rer bun­des­deut­schen Wap­pen und Sym­bo­le ha­ben wir er­hal­ten. Sie schrei­ben dar­in als Ant­wort, daß un­se­re staat­li­chen Sym­bo­le

  1. Bundesdienstflagge,
    kleines Bundessiegel sowie
    großes Bundessiegel

ih­re we­sent­li­che Be­deu­tung dar­in ha­ben, daß ih­re An­wen­dung Aus­übung staat­li­cher Macht in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land sym­bo­li­siert und daß nur Bun­des­be­hör­den be­rech­tigt sind, die Bun­des­dienst­flag­ge zu his­sen oder ein Bun­des­sie­gel zu ver­wen­den.

Das glei­che wie über die Bun­des­flag­gen tei­len Sie uns über die Dienst­sie­gel mit, näm­lich, daß sie Staats­sym­bo­le der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land sind, wel­che die Be­fug­nis zur Aus­übung von Ho­heits­ge­walt do­ku­men­tie­ren.

Da­bei fin­den wir in die­ser Er­klä­rung un­se­re in un­se­rem Schrei­ben vom 25. Juli an Sie ge­stell­ten Fra­gen nicht be­ant­wor­tet. Si­cher­lich ist es auch wich­tig zu wis­sen, bei wel­cher Ge­le­gen­heit die­se tra­di­tio­nel­len Sym­bo­le un­se­rer Vor­fah­ren ein­ge­setzt wer­den und wer sich in be­stimm­ten Ho­heits­ge­bie­ten das Al­lein­be­nut­zungs­recht vor­be­hal­ten hat.

Doch wie wir Ih­nen schon mit­teil­ten, wer­den die­se ur­al­ten Zei­chen un­se­rer Ver­wand­ten sehr oft ge­dan­ken­los be­nutzt, und den meis­ten Bür­gern ist kaum oder viel­leicht über­haupt nicht be­kannt, wel­chem in­ne­ren Zweck die Be­nut­zung un­se­rer alt­her­ge­brach­ten Wap­pen dient.

Es will uns nicht ein­leuch­ten, daß der Ein­satz die­ser Zei­chen in der höchs­ten of­fi­zi­el­len Macht­ebe­ne un­se­res Staa­tes so ohne in­ne­ren Sinn und Zweck ge­schieht, wie dies in Ih­rem Ant­wort­schrei­ben zum Aus­druck kommt – daß die­se Zei­chen und Sym­bo­le in ei­ner Wei­se ein­ge­setzt wer­den, bei der die Kon­zen­tra­tion ih­rer Be­nut­zung auf ei­ner plat­ten Do­ku­men­ta­tion äu­ße­rer Macht liegt, wie wir dies ja be­son­ders bei den to­ta­li­tä­ren Staa­ten vor­fin­den – ohne je­den kul­tu­rel­len Hin­ter­grund, ohne jeg­li­che mo­ra­lisch-ethi­sche In­ten­tion und ohne je­den in­ner­geis­ti­gen Sinn und Zweck: ohne ei­ne ho­he In­spi­ra­tion zu ge­ben, ohne ho­he mensch­li­che Zie­le zu ver­kün­den – wo­bei die­se tra­di­tio­nel­len Zei­chen nur in ei­ner ganz ober­fläch­li­chen Wei­se be­nutzt wer­den, so als hät­ten sich Frem­de will­kür­lich die­ser Herr­schafts­zei­chen der ho­hen Kul­tur un­se­rer Vor­vä­ter be­mäch­tigt.

Wir bit­ten Sie, die­se Über­le­gung nicht falsch zu ver­ste­hen. Aus ihr tritt uns nur un­ser Rin­gen um die in­ne­re Wirk­lich­keit un­se­rer deut­schen Kul­tur ent­ge­gen – ein Pro­zeß mensch­li­cher Be­wußt­wer­dung, des­sen klä­ren­der Wir­kung wir al­le drin­gend be­dür­fen – wol­len wir in der wei­te­ren Zu­kunft sol­che Fäl­le plat­ter to­ta­li­tä­rer staat­li­cher Ho­heits­ge­walt, wie sie uns das Drit­te Reich noch vor nicht all­zu­lan­ger Zeit deut­lich vor Au­gen ge­führt hat, in un­se­rer Zu­kunft ver­mei­den.

Auch im Drit­ten Reich und be­son­ders dort wur­den die Wap­pen, Zei­chen und Sym­bo­le un­se­rer Vor­fah­ren in ganz ober­fläch­li­cher Wei­se be­nutzt, um staat­li­che Macht zu do­ku­men­tie­ren. Und wenn wir Ih­ren Brief so neh­men sol­len, wie er sich uns dar­bie­tet, dann fin­den wir ei­ne ähn­li­che ge­dan­ken­lo­se Grund­hal­tung beim Ge­brauch die­ser Zei­chen un­se­rer Vor­vä­ter vor.

Das Drit­te Reich hat mit die­ser Art der äu­ße­ren Do­ku­men­ta­tion staat­li­cher Macht kraft die­ser Zei­chen die­se über­lie­fer­ten Sym­bo­le un­se­rer Vor­fah­ren in­ter­na­tio­nal in Ver­ruf ge­bracht, und das Er­geb­nis ist, daß wir das äl­tes­te und höchs­te Zei­chen ne­ben dem Ad­ler, das Ha­ken­kreuz, je­nes ur­al­te Son­nen­zei­chen un­se­rer ari­schen Vor­fah­ren, lei­der im Mo­ment nicht mehr be­nut­zen kön­nen, ohne in der in­ter­na­tio­na­len Welt­pres­se ei­nen Sturm der Ent­rüs­tung zu ern­ten.

An der Mög­lich­keit solch ei­ner mas­si­ven Re­ak­tion auf den Ge­brauch ei­nes tra­di­tio­nel­len Zei­chens läßt sich leicht ab­le­sen, daß un­se­re al­ten Wap­pen und Sym­bo­le gro­ße Wir­kun­gen her­vor­zu­ru­fen ver­mö­gen, daß sie star­ke Trä­ger von Ge­sin­nun­gen gan­zer Völ­ker sein kön­nen und daß sie des­halb mehr dar­stel­len als nur äu­ße­re Do­ku­men­te plat­ter staat­li­cher oder viel­leicht gar mi­li­tä­ri­scher Ge­walt.

Die­se Zei­chen und Sym­bo­le üben auf uns Men­schen seit al­ters her ei­ne ge­ra­de­zu ma­gi­sche Wir­kung aus; aus die­sem Grun­de kön­nen sie gro­ße Be­we­gun­gen her­vor­ru­fen, aber auch gro­ße Ge­gen­be­we­gun­gen bis hin zu Stür­men in­ter­na­tio­na­ler Ent­rüs­tung.

Wir fra­gen uns des­halb: Wel­che Mög­lich­keit be­steht für uns heu­te, mit Hil­fe ei­nes be­wuß­ten und klu­gen, wenn nicht gar wei­sen Ein­sat­zes un­se­rer ur­al­ten Wap­pen, Zei­chen und Sym­bo­le in un­se­rem ei­ge­nen Vol­ke und in den Völ­kern un­se­rer Um­ge­bung ei­ne Wel­le ver­bin­den­der Mensch­lich­keit her­vor­zu­ru­fen?
Wie­weit ist es mög­lich, die­se tra­di­tio­nel­len Wahr­zei­chen un­se­rer Vor­fah­ren als sitt­li­che In­for­ma­ti­ons­trä­ger rei­ner Mensch­lich­keit zu ver­wen­den, um da­mit dem Frie­den und dem Fort­schritt in un­se­rem ei­ge­nen ge­sam­ten deut­schen Volk und in der Welt zu die­nen?

Wenn sol­che Zei­chen gro­ße in­ter­na­tio­na­le Be­we­gun­gen her­vor­zu­brin­gen ver­mö­gen, dann muß ih­nen ei­ne Macht in­ne­woh­nen und dann muß ih­nen auch gro­ße Macht ein­zu­ge­ben sein – wie dies ja die um­keh­ren­de Wir­kung des Drit­ten Rei­ches auf das Ha­ken­kreuz do­ku­men­tiert.

Aus die­sem Grun­de er­schien es uns im In­te­res­se un­se­res ei­ge­nen Vol­kes und im In­te­res­se der Völ­ker der Welt not­wen­dig, die­je­ni­gen Ge­sin­nungs­kräf­te ken­nen­zu­ler­nen, wel­che die­sen un­se­ren Wap­pen, Sym­bo­len und Zei­chen seit ur­al­ter Zeit zu­grun­de­lie­gen oder wel­che von un­se­ren Vor­fah­ren in al­ter Tra­di­tion ein­mal hin­ein­ge­legt wur­den.

Wir ste­hen heu­te an ei­nem Punkt, an dem die Welt im­stan­de ist, sich selbst zu ver­nich­ten. Die Me­cha­nis­men ei­nes sol­chen Zer­stö­rungs­po­ten­tials stüt­zen sich in ers­ter Li­nie auf Un­wis­sen­heit, an zwei­ter Stel­le auf sitt­li­che Ziel­lo­sig­keit und an drit­ter Stel­le auf die Rou­ti­ne ei­nes ver­ober­fläch­lich­ten All­tags­le­bens.

Es ist auch un­se­re deut­sche Pflicht, am Ab­bau die­ser gro­ßen drei Man­gel­er­schei­nun­gen in der Welt mit­zu­ar­bei­ten und so un­se­ren Bei­trag zum Frie­den zu leis­ten – und dies gilt für un­ser ge­sam­tes deut­sches Volk: für die Bür­ger der DDR und für uns in der Bun­des­re­pu­blik.

Des­halb er­scheint uns ge­ra­de der An­satz, un­se­re alt­her­ge­brach­ten Wap­pen, Zei­chen und Sym­bo­le für ei­ne sol­che mensch­li­che Ge­sin­nungs­ent­wick­lung ein­zu­set­zen, be­son­ders ge­eig­net, denn un­se­re Un­ter­su­chun­gen ha­ben er­ge­ben, daß un­se­re Vor­fah­ren sie ein­mal in die­ser Wei­se ver­wen­det ha­ben: daß sie sie als Mit­tel für die freie Ge­wis­sens­bil­dung des Vol­kes ein­ge­setzt ha­ben.

Aus die­sem geis­tig-sitt­li­chen Ver­ant­wor­tungs­be­wußt­sein her­aus frag­ten wir Sie nach Ih­rem Wis­sen über die­se tra­di­tio­nel­len Zei­chen un­se­rer Vor­fah­ren, wel­che Sie ja von Amts we­gen be­nut­zen und für de­ren Be­nut­zung Sie so­gar auf ei­nem Ho­heits­recht be­ste­hen.

Wenn Sie uns al­so mehr über die­se Sym­bo­le sa­gen kön­nen, als Sie uns bis­her mit­ge­teilt ha­ben, so bit­ten wir Sie, dies jetzt nach­zu­ho­len.
Dar­über hin­aus bit­ten wir Sie, den In­halt die­ses Brie­fes kei­nes­wegs als ei­nen per­sön­li­chen An­griff zu se­hen. Die­ses of­fe­ne Wort soll nur un­se­re recht­schaf­fe­ne, rein deut­sche Grund­la­ge sein, uns ge­mein­sam über das Wis­sen und den rich­ti­gen Ge­brauch die­ser tra­di­tio­nel­len Zei­chen im ei­ge­nen Vol­ke Klar­heit zu ver­schaf­fen. Dar­auf auf­bau­end soll­te es uns ge­lin­gen, nun in der Welt ei­ne sitt­li­chere deut­sche Ge­sin­nung zu of­fen­ba­ren als in der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit. In die­sem schlich­ten Weg ei­ner frei­en Ge­wis­sens­bil­dung liegt der Erb­an­tritt un­se­rer na­tür­li­chen Men­schen­wür­de – auf die­se Wei­se kön­nen wir ech­te Freun­de ge­win­nen.

Wir hat­ten auch an die an­de­ren Her­ren Mi­nis­ter und an den Herrn Bun­des­kanz­ler so wie an den Herrn Bun­des­prä­si­den­ten die glei­chen Fra­gen ge­stellt wie an Sie, und mit Aus­nah­me des Herrn Bun­des­prä­si­den­ten, des Mi­nis­ters der Ver­tei­di­gung und des Mi­nis­ters für wirt­schaft­li­che Zu­sam­men­ar­beit ha­ben sie al­le – wie Sie mitt­ler­wei­le fest­ge­stellt ha­ben dürf­ten – un­se­re an sie ge­rich­te­ten Schrei­ben „zu­stän­dig­keits­hal­ber“ an Sie zur „Be­ar­bei­tung“ wei­ter­ge­lei­tet.

Von uns aus ge­se­hen ist es je­doch un­ser al­ler Ver­pflich­tung, die­se tra­di­tio­nel­len Wap­pen un­se­rer Vor­vä­ter wirk­lich zu ken­nen so­wie de­ren alt­her­ge­brach­te sitt­li­che Macht in der frei­en Ge­wis­sens­bil­dung un­se­res Vol­kes er­folg­reich zu nut­zen. Ein sol­ches Wis­sen ist un­se­res Er­ach­tens nicht ei­ne Fra­ge der Zu­stän­dig­keit. Wer die­se al­ten Sym­bo­le von Amts we­gen be­nutzt, der soll­te wis­sen, wel­che Be­deu­tung und wel­che Kraft in die­sen Zei­chen ste­cken.

Un­ser Wort „Ge­wis­sen“ setzt sich nach der Sprach­tra­di­tion un­se­rer Vor­vä­ter aus „Ge­sin­nung“ und „Wis­sen“ zu­sam­men. So­weit wir he­raus­ge­fun­den ha­ben, kon­zen­trier­ten un­se­re Vor­fah­ren ein­mal ih­re ge­sam­te Ge­sin­nung und all ihr Wis­sen in die­sen Zei­chen und Sym­bo­len. Und un­ter der ge­schick­ten An­wen­dung ih­rer Wap­pen als ma­gi­scher Zei­chen von gro­ßer mensch­li­cher Wir­kungs­kraft schu­fen sie über­all in der Welt ho­he Kul­tu­ren, de­ren Zeug­nis­se den ge­bil­de­ten Men­schen auch heu­te noch in Er­stau­nen zu ver­set­zen ver­mö­gen.

Wenn es uns heu­te wie­der ge­lingt, die­se alt­her­ge­brach­ten Sym­bo­le der frei­en Ge­wis­sens­bil­dung un­se­rer Vor­fah­ren mit dem al­ten ho­hen Sinn zu fül­len, den sie ein­mal ge­habt ha­ben, dann könn­te dies für uns viel­leicht ei­ne Wen­de in der Rou­ti­ne un­se­res mensch­li­chen, po­li­ti­schen und öko­no­mi­schen Ab­stiegs be­deu­ten. Die­se Art sitt­li­chen Erb­schafts­an­tritts könn­te un­ser ge­sam­tes deut­sches Volk stär­ken und in ihm ein Be­wußt­sein der na­tür­li­chen Ein­heit schaf­fen.

Aus die­sem Grun­de tre­ten wir noch ein­mal an Sie her­an, um mit Ih­nen ge­mein­sam zu­erst ein­mal fest­zu­stel­len, was der ein­zel­ne doch noch von sei­nen Amts­wap­pen weiß – au­ßer, daß er sie täg­lich bei die­ser und je­ner Ge­le­gen­heit als Mit­tel der Do­ku­men­ta­tion für ver­äu­ßer­lich­te staat­li­che Macht be­nutzt.

Wir hof­fen, daß wir in Ih­nen ei­nen über­zeug­ten Part­ner bei der Er­grün­dung un­se­rer wah­ren deut­schen Tra­di­tion und Kul­tur fin­den, so daß sich un­se­re wahr­lich er­erb­ten Ge­sin­nungs­kräf­te ein­mal von je­nem Bal­last im­por­tier­ter Fremd­kul­tur zu be­frei­en ver­mö­gen, wel­cher uns Deut­sche nun schon seit vie­len Ge­ne­ra­tio­nen in im­mer grö­ße­re Kri­sen stürzt.

Mit freundlichen Grüßen
   i. V.      i. V.

Deutsche Kulturstiftung
Abteilung für Grundlagenforschung
in der Deutschen Mythologie
6900 Heidelberg, Postfach 10 20 49


Anlage:
Ko­pie ei­nes Schrei­bens an den Herrn Bun­des­kanz­ler, wie es ent­spre­chend auch an die wei­te­ren Bun­des­mi­nis­ter ge­sandt wur­de.







Mit freundlicher Genehmigung des HESSISCHEN LANBOTEN
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