Gegründet 1834 von Georg Büchner
5. Neuausgabe








DER HESSISCHE LANDBOTE
DIE HESSISCHE WAHRHEIT OHNE GRENZEN  •  TRADITIONSBEWUSST
Unter der Schirmherrschaft der Deutschen Kulturstiftung
Aar Edition zahlt
Seite 42
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PETER HÜBNER • PREIS DER FREIHEIT – DAS PROGRAMMIERTE VIERTE REICH
Die antidemokratische politische Praxis in Deutschland
Teil 1   •   Vorgeschichte: Die Jugendvereinigung WYMS
Programme und Projekte zur Wiederbelebung
der demokratischen Kulturtradition des alten Europa


Die Spen­den­af­fä­ren der gro­ßen Par­tei­en brach­ten das gan­ze Po­ten­ti­al der „zu­sätz­li­chen lu­kra­ti­ven Ver­gü­tung von Ab­ge­ord­ne­ten“ be­zie­hungs­wei­se ih­rer Par­tei­en durch die ver­schie­dens­ten wirt­schaft­li­chen In­te­res­sen­ver­bän­de deut­lich zum Aus­druck, und je­ne zwei Buch­sta­ben „wg.“ mach­ten Ge­schich­te.

In ei­nem sol­chen po­ten­tiell kor­rup­ten Sys­tem ei­ner ver­meint­li­chen De­mo­kra­tie darf es den ein­fa­chen Bür­ger: den Wäh­ler und so­mit letzt­lich: den Ver­ant­wort­li­chen im Staat nicht wun­dern, wenn die Amts­trä­ger für die Men­schen­wür­de kei­nen Sinn ent­wi­ckelt ha­ben, wenn sie sich statt des­sen mit sinn­lo­sem po­li­ti­schem Be­tä­ti­gen zu­guns­ten plat­ter Amts­er­gat­te­rung mit al­len da­ran ge­knüpf­ten ma­te­riel­len Vor­tei­len zu­frie­den­ge­ben und wenn ei­ne der­art ma­te­ri­a­lis­ti­sche Grund­hal­tung sich dann auch ent­spre­chend in je­nen ma­ge­ren Par­tei­pro­gram­men wie­der­fin­det, wie sie be­son­ders die gro­ßen, eta­blier­ten Par­tei­en dem Bür­ger seit Be­ste­hen der Bun­des­re­pu­blik un­ver­än­dert und un­ver­blümt zu prä­sen­tie­ren wa­gen.

So sind hier ge­ra­de die Prin­zi­pien ei­ner feu­da­lis­ti­schen „Ba­na­nen­re­pu­blik“ ver­wirk­licht, nicht mehr – auch wenn sich ein Bun­des­kanz­ler noch so wort­ge­wal­tig ge­gen der­ar­ti­ge Ent­hül­lun­gen zu weh­ren ver­sucht.

Die schlich­te, di­rek­te Fra­ge nach den Zie­len, be­son­ders de­nen der Amts­trä­ger un­se­res Staa­tes und ih­rer Be­hör­den, of­fen­bar­te uns hier ein groß­an­ge­leg­tes, mit viel ma­te­riel­lem Umsatz ver­bun­de­nes ziel­lo­ses He­rum­ru­dern ei­ner auf Ge­winn und Fest­hal­ten an Äm­tern kon­zen­trier­ten Cli­que von Po­lit­pro­fis – und das ge­ra­de bei den eta­blier­ten Par­tei­en.
Und die­se ge­rie­ten dann auch so­fort in Pa­nik, als sie sich aus­mal­ten, daß das ein­fa­che Volk von ih­rer völ­lig ver­nunft­lo­sen Staats­füh­rung er­fah­ren wür­de – nach wel­cher dann ja auch noch das gan­ze gro­ße An­häng­sel der „Ord­nungskräf­te“ ge­steu­ert wur­de.

Die Amts­füh­rer und je­ne hin­ter ih­nen ste­hen­den Or­ga­ni­sa­tio­nen, die wir spä­ter noch ent­tar­nen soll­ten, er­zit­ter­ten förm­lich bei dem Ge­dan­ken, daß das ein­fa­che Volk die­se schlich­te Wahr­heit er­fah­ren könn­te. Des­halb lei­te­ten sie in al­ler Stil­le groß­an­ge­leg­te und weit­rei­chen­de Schrit­te ein, um die Tä­tig­keit der Ju­gend­or­ga­ni­sa­tion WYMS schlicht­weg zu kri­mi­na­li­sie­ren.

Wir jun­gen, po­li­tisch völ­lig un­er­fah­re­nen Bür­ge­rin­nen und Bür­ger ahn­ten da­mals noch nichts von je­nem aus­ge­spro­chen an­ti­de­mo­kra­ti­schen Po­ten­ti­al, wel­ches sich vom Drit­ten Reich über die Par­tei­en er­neut in die Amts­stu­ben ein­ge­schli­chen hat­te und hier sein ganz ei­ge­nes stil­les weit­ver­zweig­tes Le­ben führ­te.

Auch der täg­li­che, ja stünd­li­che Kampf mit der po­li­ti­schen Op­po­si­tion – de­ren Funk­ti­o­nä­re ja selbst auch nur an die Macht und an die da­mit ver­bun­de­nen lu­kra­ti­ven Äm­ter her­an­woll­ten so­wie in den Ge­nuß der gut­do­tier­ten Auf­sichts­rats­pos­ten und der mit Geld ge­füll­ten Brief­um­schlä­ge streb­ten – hat­te die eta­blier­ten Par­tei­funk­ti­o­nä­re, al­so die ge­gen­wär­ti­gen Amts­trä­ger, da­von ab­ge­hal­ten, sich selbst ein­mal nach den Zie­len ih­rer Tä­tig­keit und ih­res Am­tes zu fra­gen.

Und so hat­te auch ih­re ge­sam­te Wahl­kampf­the­ma­tik ein so nied­ri­ges Ni­veau, daß es hier nur um ganz klei­ne kon­kre­te Vor­tei­le be­stimm­ter Bür­ger­grup­pen ging, wie hö­he­re „Ren­ten“, bes­se­re „Al­ters­ver­sor­gung“, mehr „Stu­dien- und Lehr­plät­ze“, mehr „Kran­ken­häu­ser“, mehr „Klär­an­la­gen“, mehr „Au­to­bah­nen“, mehr „Te­le­fon­lei­tun­gen“, etc., etc., die dann als die „Zie­le“ der ein­zel­nen Par­tei­en im Wahl­kampf pro­pa­giert wur­den.

Auf die­se ganz be­schränk­te, rein ma­te­ri­a­lis­ti­sche Wei­se buhlten sie al­le – im An­schluß an den ver­lo­re­nen Krieg nach dem Wie­der­auf­bau voll im Wirt­schafts­wun­der­den­ken ge­fan­gen – um Wäh­ler­stim­men bzw. um die lu­kra­ti­ve po­li­ti­sche Macht.








Mit freundlicher Genehmigung des HESSISCHEN LANBOTEN
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