Peter Hübner – Brief an die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD)
betreffend deren Hochschule in Heidelberg
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Die Goldenen Verse
des Pythagoras


Auf die uralte Frage nach dem Schicksalsweg des Menschen antworten die „Goldenen Verse“: Den Göttern zugewandt wandern wir durch die Welt und kehren zu den Göttern zurück!

15  Ja, erkenne: Es ist einem jeden beschieden zu sterben.

16  Und die Güter der Erde werden erworben, aber auch
       wieder verloren.

17 So tragen die Menschen Mühsal und Leid durch Gottgesandtes
      Schicksal.

18  Wenn du Göttliche Fügung erfährst, nimm sie gelassen hin
      und nicht mit Unwillen.

19  Du sollst aber der Not abhelfen, soweit du vermagst.
      Und bedenke:

20  Das Schicksal lädt dem Verständigen durchaus
      nichts Übermäßiges auf.

21  Es treffen die Menschen viele heillose aber auch heilsame Worte,

22  vor denen du aber nicht erschrecken sollst,

23  und laß dich ja nicht beirren.
      Wenn eine Unwahrheit über etwas gesagt wird,

24  bleibe gelassen.
      Was ich dir aber jetzt sagen werde, soll in jeder Hinsicht getreu
      erfüllt werden.

25  Niemand möge dir seine Meinung einreden, noch durch sein Tun
      dich verführen,

26  etwas auszuführen, ja nicht einmal zu sagen, was nicht das gewiß
      Bessere ist.

27  Vor einer Handlung aber überlege und laß dich beraten,
      damit nichts Törichtes daraus entstehe,

28  sind doch nutzloses Handeln und Reden Zeichen der Toren.

29  Setze nur das ins Werk, was dich hernach nicht belastet.

30  Tue aber nichts, wovon du nichts verstehst, sondern lerne alles,

31  was notwendig ist, und du wirst das erfreulichste Leben führen.

32  Zudem ist es erforderlich, nicht nachlässig mit der Gesundheit
      des Körpers zu sein,

33  sondern Maß zu halten, sowohl im Trinken und Essen,
      als auch in Übungen des Körpers und des Geistes.

34  Maß nämlich, sage ich, auf daß es dich nicht erschöpfe.

35 Gewöhne dich an eine reine und disziplinierte (unverweichlichte)
      Lebensweise.

36  Und achte darauf, freiwillig nur so viel zu tun, wie es
      keinen Neid erregt.

40  Auch soll der Schlaf dir die müden Augen nicht schließen,

41 bevor du dir über jede einzelne Handlung des Tages dreimal
      Rechenschaft gegeben.

42  Habe ich Unrecht getan?
      Was habe ich mit Liebe erfüllt?
      Was habe ich versäumt?

43  Beginnend beim Wichtigsten, gehe alles in Gedanken durch;       
      dann aber

44  bekämpfe in dir, was Ungutes du getan, war es aber gut, so       
      freue dich darüber.

45  Aus freiem Willen bemühe dich, aus freiem Willen übe sorgfältig.
      All dies sollst du in Liebe pflegen.

46  So wirst du auf dem Weg zur Göttlichen Vollkommenheit wandeln.

47  Wahrlich, das schwöre ich bei dem, der unserer Psyche
      die Heilige Vierzahl (Tetraktys) anvertraute,

48  eingepflanzt dem ewigen Wesen.


VOLLENDUNG

48  Nun beginne dein Werk,

49  dir von den Göttern erflehend, daß es zum Ziel führen möge.
      All dessen wirst du Meister sein:

50  D u  wirst  e r k e n n e n  der unsterblichen Götter und der
      sterblichen Menschen Verbindung,

51  die in allem erscheint und alles überwindet (bemeistert).

52  Du wirst e r k e n n e n – soweit es dir nach Göttlicher Ordnung
      gebührt, daß die Natur in allem gleichen Wesens ist
      (sich entspricht),

53  sodaß du weder Unmögliches erhoffst, noch dir etwas       
      verborgen bleibt.

54  D u  wirst  e r k e n n e n,  daß die Menschen
      selbstverschuldetes Leid tragen;

55  die Unglücklichen, die, wenn auch das Gute nahe ist,
      es weder beachten, noch dessen innewerden,

56  und nur wenige um die Erlösung vom Übel wissen.

57  Eine derartige Torheit verwirrt ihren Sinn.

58  Auch sonst lassen sie sich von Stürmen des Lebens auf andere      
      als der Wahrheit Wege fortreißen zu unendlichem Leid.

59  Denn es blieb ihnen verborgen – eine unzertrennliche Begleiterin –
      die unselige, schädigende Zwietracht;

60  sie aber soll man nicht vertiefen, sondern, was man nicht
      ausgleichen kann, soll man sogar fliehen.

63  Vor allem sei getrost, da ja die Sterblichen Göttlicher Herkunft sind,

64  und die Natur ihnen das Heilige offenbart und sie alles schauen läßt.

65  Wenn dir wahrhaftig solches zuteil wird, wirst du meistern,       
      was ich dich heiße zu tun.

66  Ins Gleichgewicht bringend und heilend aber wirst du
      die Psyche vor Leiden bewahren.

67  Doch meide in ernster Prüfung schon die ersten Anfänge dessen,
      was wir (Ungutes) nennen,

68  zur Reinigung und Erlösung der Seele.
      Und also versprich jedes einzelne.

69 Du wirst dich von oben her leiten lassen durch edelste Einsicht,
      Absicht und geistiges Vermögen.

70 Wenn du aber den Körper verläßt, mögest du die Freiheit des
      Äthers erreichen.

71 Du wirst nicht mehr zu den Sterblichen gehören, du wirst ein
      unsterblicher Gott sein, herrlich und heilig.

       
                                   
                                   
           
                                                                                                                   
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  Veröffentlichung mit freundlicher Genhemigung von AAR EDITION
© DER HESSISCHE LANDBOTE 2001
       

 

 
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