Peter Hübner – Brief an die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD)
betr. ihre Hochschule in Heidelberg
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„Da er (Pythagoras) glaubte, die Betreuung der Menschen müsse auf dem Wege über die Sinneswahrnehmung beginnen – über das Sehen schöner Formen und Gestalten und das Hören schöner Rhythmen und Melodien –, so wies er der Erziehung durch Musik die erste Stelle zu, der Erziehung durch bestimmte Weisen und Rhythmen, die auf die Wesensart und die Affekte des Menschen heilend wirkten. Die Seelenkräfte wurden dabei wieder in ihr ursprüngliches harmonisches Gleichgewicht gebracht. So erdachte er verschiedene Mittel, leibliche und seelische Erkrankungen einzu- dämmen und zu heilen.

Ja, was noch mehr Beachtung verdient: für seine Gefährten stellte er sinnvoll die sogenannten Zurüstungs- und Zurechtsweisungs- musiken (wörtlich: Zurüstungen und Zugriffe) zusammen, indem er mit dem Geschick eines Daimons Mischungen diatonischer, chro- matischer und enharmonischer Weisen ersann, durch die er die Affekte der Seele leicht umkehren und ins Gegenteil verwandeln konnte ...
Abends, wenn seine Jünger schlafen gingen, befreite er sie von dem verwirrenden Nachhall des Tages, reinigte völlig ihr von den Wogen der Erregung zugeschüttetes Denken und schuf ihnen ruhigen, von guten, ja prophetischen Träumen erfüllten Schlaf. Beim Aufstehen befreite er sie von der Schlaftrunkenheit, Schlaffheit und Benom- menheit durch bestimmte eigentümliche Gesänge und Melodien, die in ungemischter Besetzung – also entweder nur auf der Lyra oder rein vokal – ausgeführt wurden.

Für sich selbst brachte Pythagoras derartige Wirkungen freilich nicht mehr auf solche Weise – durch Instrumente oder mit der Stimme – hervor, vielmehr richtete er kraft eines unsagbaren und schwer vorzustellenden göttlichen Vermögens sein Gehör und seinen Geist fest auf die erhabenen Zusammenklänge des Kosmos.
Dabei hörte und verstand er, wie er erklärte, ganz allein die gesamte Harmonie und den Wettgesang der Sphären und der Gestirne, die sich darin bewegen. Diese Harmonie ergab eine vollkommenere und erfülltere Musik als die irdische, denn aus ungleichen und sich mannigfach unterscheidenden Geschwindigkeiten, Tonstärken und Schwingungsdauern von Klängen, die aber doch in einer klaren, überaus musikalischen Proportion aufeinander abgestimmt sind, werden Bewegung und Umlauf zugleich überaus wohlklingend und in ihrer Farbigkeit unaussprechlich schön gestaltet.

Von dieser Musik ließ er sich gleichsam durchtränken, ordnete seinen Geist in diesen reinen Verhältnissen und übte ihn darin – wie ein Athlet seinen Körper trainiert. Davon gedachte er seinen Jüngern, so gut es geht, Abbilder zu geben, indem er die Sphären-musik auf Instrumenten und durch die bloße Stimme nachahmte. Glaubte er doch, ihm allein unter allen Irdischen seien die kosmi-schen Klänge verständlich und hörbar, und er hielt sich für würdig, unmittelbar an der natürlichen Quelle und Wurzel etwas zu lernen, es sich ganz zu eigen zu machen und selbst im Nacheifern und in der Nachbildung den Himmlischen ähnlich zu werden, da er allein von dem Göttlichen, das ihn erzeugt hatte, so glücklich mit zulänglichen Organen ausgestattet sei. Er meinte, die übrigen Menschen müßten sich damit zufriedengeben, im Blick auf ihn und auf die Gaben, die er ihnen bescherte, sich durch Abbilder und Andeutungen fördern und zurechtbringen zu lassen, da sie die ursprünglichen, die reinen Archetypen nicht in Wahrheit zu erfassen vermöchten ...

Jamblichos                 
                
 
     
                                   
 

„Zahllose noch erstaunlichere Wunderdinge werden über Pythagoras überall einmütig berichtet: er sagte zuverlässig Erdbeben voraus, vertrieb Seuchen schlagartig, brachte Sturm- und Hagelschlag als-bald zur Ruhe, beschwichtigte Fluß- und Meereswellen, so daß seine Gefährten mühelos hindurchgehen konnten ...

                                                                            Porphyrios

       
                                   
 

„Zu Hause hielt er (Pythagoras) täglich musikalische Übungen, und stimmte seine eigene Seele zur Lyra, indem er Choräle von Thales sang. Auch homerische und hesiodische Lieder sang er und fand, daß sie die Seele erheitern. Auch tanzende Bewegungen liebte er, weil sie die Haltung und Gesundheit des Körpers förderten ... Körper- und Seelenleiden aber zauberte er weg durch Musik und Gesang.“
                                                                             Porphyrios

       
                                   
    „Gott zugewandt wandern wir durch die Welt
und kehren zu Gott zurück.“

                                               Pythagoras
                                                Die Goldenen Verse des Pythagoras   
         
                                   
           
                                                                                                                   
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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